AKADEMIETHEATER EINE HAND ZUR CHARAKTERFÜHRUNG HAT REGISSEURIN CAROLIN PIENKOS IN DIE ZOOGESCHICHTE VON EDWARD ALBEE
Ganz schön unheimlich. Da sitzt man seelenruhig - wie jeden Sonntag - im Park, auf seiner Lieblingsbank, plötzlich kommt dieser komische Typ daher und will von seinem Erlebnis im Zoo erzählen. Er sagt darüber aber nichts, sondern demontiert viel mehr, sukzessive, Stimmung und Existenz des Wohlgelaunten - des Verlegers Peter (Cornelius Obonya). Zwei Töchter zu haben, sei schließlich nicht dasselbe wie ein Sohn, Katze und Wellensittiche reichten kaum an einen Hund heran, und hat man einen Lieblingsschriftsteller, zählt die Meinung, warum, nichts. Dazu die unheimlichen Horror-Geräusche, die an den zwei Bänken vorbei ziehen und durch die hohen grauen Büsche rauschen, wo die Beiden vor den fremden Blicken geschützt, oder besser... den schützenden Blicken Fremder entzogen sind.
Ein liebeshungriger Irrer geht um
Dieser Jerry (Daniel Jesch) ist Peter nicht geheuer, und dennoch hört er ihn ab, legt sein Buch, das er lesen wollte, beiseite. Er erzählt ihm von seinen Liebeserfahrungen, worin er mit keiner Frau öfter als einmal ins Bett gegangen ist, nachdem er mit 15 schwul gewesen war, weil er es aus reiner Sexsucht, regelmäßig mit einem Jungen treiben mußte. So viel Intimität ist Peter unangenehm. So erzählt ihm Jerry von seinen Lebenseindrücken im herunter gekommenen New Yorker Mietshaus, wo er wohnt, mit der schwarzen Tunte am einen Ende des Ganges und der puertorikanischen Familie am anderen, und der weinenden Frau in der Mitte. Von der hundsgeilen, nach Alkohol stinkenden Vermieterin, die passenderweise auch gleich einen schwarzen Hund mit blutunterlaufenen Augen und ständig erigiertem Glied um sich hegt. "Diese Tatsachen gehören in Romane!", klagt Jerry, sodass man glauben könnte, das alles sei nur ein Trick, um Peter sein Manuskript einzureden. Und Peter fragt nun tatsächlich mißtrauisch: "Warum erzählen Sie mir das alles? Was wollen Sie von mir?"
- Jerry erzählt weiter von seinem Hass gegenüber dem Hund, der ihn anfällt, sobald er das Haus betritt, sodass er ihn schon töten wollte. Er versuchte ihn zu vergiften, was der Hund aber überstand, und durch den an die Substanz gehenden Zweikampf verliebte sich Jerry in das Tier. - Die einzige Gefühlsbindung, die Jerry jemals entwickeln konnte. "Der Mensch ist des Hundes bester Freund", sagt er. Und komme er jetzt nach hause, schaue ihn der Hund nur an, in geheuchelter Gleichgültigkeit. Als hätten sie den Deal abgeschlossen, sich aus dem Weg zu gehen... "Es ist ja auch der Hund der Vermieterin", meint Peter und will jetzt gehen, doch Jerry lässt ihn nicht ... Und ein neuer Zweikampf beginnt, und die Polizei hört Peter nicht, wenn er nach ihr ruft ...
Amerikanische Antwort auf das absurde Theater
Wo liegt Jerrys Absicht? Und was ist nun mit der Zoogeschichte? - Diese beiden Fragen lassen den Zuschauer bei der Geschichte von Anfang an nicht los, die in Wahrheit ein verzweifeltes Bild von gesellschaftlicher Einsamkeit, Entwurzelung und Scheinheiligkeit in der Großstadt zeichnet. Großartig gespielte, klaustrophobe Charakterstudie der beiden Burgschauspieler Jesch (expressiv viel redend!) und Obonya (impressiv zuhörend!), in dem heute noch aktuellen, lebensnahen Stück Die Zoogeschichte. Obwohl Edward Albee damit 1958 das künstlerisch abstrakte, absurde Theater Europas durch emotionale Spannungssteigerung den amerikanischen Verhältnissen angepaßt hat. (Am 7. Oktober 2007 hat übrigens Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf am Volkstheater Premiere!) Anders wie ein auf 1h 20min gestutzter Sturm von Shakespeare am Akademietheater, ist diese Inszenierung mit derselben Kürze in sich geschlossen vollendet. Ein intensives, expressives Theatererlebnis, sehr fein zugespitzt von Regisseurin Carolin Pienkos. e.o.
Ganz schön unheimlich. Da sitzt man seelenruhig - wie jeden Sonntag - im Park, auf seiner Lieblingsbank, plötzlich kommt dieser komische Typ daher und will von seinem Erlebnis im Zoo erzählen. Er sagt darüber aber nichts, sondern demontiert viel mehr, sukzessive, Stimmung und Existenz des Wohlgelaunten - des Verlegers Peter (Cornelius Obonya). Zwei Töchter zu haben, sei schließlich nicht dasselbe wie ein Sohn, Katze und Wellensittiche reichten kaum an einen Hund heran, und hat man einen Lieblingsschriftsteller, zählt die Meinung, warum, nichts. Dazu die unheimlichen Horror-Geräusche, die an den zwei Bänken vorbei ziehen und durch die hohen grauen Büsche rauschen, wo die Beiden vor den fremden Blicken geschützt, oder besser... den schützenden Blicken Fremder entzogen sind.
Ein liebeshungriger Irrer geht um
Dieser Jerry (Daniel Jesch) ist Peter nicht geheuer, und dennoch hört er ihn ab, legt sein Buch, das er lesen wollte, beiseite. Er erzählt ihm von seinen Liebeserfahrungen, worin er mit keiner Frau öfter als einmal ins Bett gegangen ist, nachdem er mit 15 schwul gewesen war, weil er es aus reiner Sexsucht, regelmäßig mit einem Jungen treiben mußte. So viel Intimität ist Peter unangenehm. So erzählt ihm Jerry von seinen Lebenseindrücken im herunter gekommenen New Yorker Mietshaus, wo er wohnt, mit der schwarzen Tunte am einen Ende des Ganges und der puertorikanischen Familie am anderen, und der weinenden Frau in der Mitte. Von der hundsgeilen, nach Alkohol stinkenden Vermieterin, die passenderweise auch gleich einen schwarzen Hund mit blutunterlaufenen Augen und ständig erigiertem Glied um sich hegt. "Diese Tatsachen gehören in Romane!", klagt Jerry, sodass man glauben könnte, das alles sei nur ein Trick, um Peter sein Manuskript einzureden. Und Peter fragt nun tatsächlich mißtrauisch: "Warum erzählen Sie mir das alles? Was wollen Sie von mir?"
- Jerry erzählt weiter von seinem Hass gegenüber dem Hund, der ihn anfällt, sobald er das Haus betritt, sodass er ihn schon töten wollte. Er versuchte ihn zu vergiften, was der Hund aber überstand, und durch den an die Substanz gehenden Zweikampf verliebte sich Jerry in das Tier. - Die einzige Gefühlsbindung, die Jerry jemals entwickeln konnte. "Der Mensch ist des Hundes bester Freund", sagt er. Und komme er jetzt nach hause, schaue ihn der Hund nur an, in geheuchelter Gleichgültigkeit. Als hätten sie den Deal abgeschlossen, sich aus dem Weg zu gehen... "Es ist ja auch der Hund der Vermieterin", meint Peter und will jetzt gehen, doch Jerry lässt ihn nicht ... Und ein neuer Zweikampf beginnt, und die Polizei hört Peter nicht, wenn er nach ihr ruft ...
Amerikanische Antwort auf das absurde Theater
Wo liegt Jerrys Absicht? Und was ist nun mit der Zoogeschichte? - Diese beiden Fragen lassen den Zuschauer bei der Geschichte von Anfang an nicht los, die in Wahrheit ein verzweifeltes Bild von gesellschaftlicher Einsamkeit, Entwurzelung und Scheinheiligkeit in der Großstadt zeichnet. Großartig gespielte, klaustrophobe Charakterstudie der beiden Burgschauspieler Jesch (expressiv viel redend!) und Obonya (impressiv zuhörend!), in dem heute noch aktuellen, lebensnahen Stück Die Zoogeschichte. Obwohl Edward Albee damit 1958 das künstlerisch abstrakte, absurde Theater Europas durch emotionale Spannungssteigerung den amerikanischen Verhältnissen angepaßt hat. (Am 7. Oktober 2007 hat übrigens Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf am Volkstheater Premiere!) Anders wie ein auf 1h 20min gestutzter Sturm von Shakespeare am Akademietheater, ist diese Inszenierung mit derselben Kürze in sich geschlossen vollendet. Ein intensives, expressives Theatererlebnis, sehr fein zugespitzt von Regisseurin Carolin Pienkos. e.o.
DAS URTEIL FÜR FANS DES ABSURDEN THEATERS, DRAMATISCH ERLEBT UND GESPIELT: EIN UNHEIMLICHER PSYCHOTURBO MIT ÜBERRASCHEND BITTEREM SCHLUSS.
Theater Die Zoogeschichte * Von: Edward Albee * Regie: Carolin Pienkos * Mit: Daniel Jesch, Cornelius Obonya * Ort: Akademietheater * Zeit: 19., 28.11.2007: 20h + 2.12.2007: 20h30 + 16.12.2007: 19h
Theater Die Zoogeschichte * Von: Edward Albee * Regie: Carolin Pienkos * Mit: Daniel Jesch, Cornelius Obonya * Ort: Akademietheater * Zeit: 19., 28.11.2007: 20h + 2.12.2007: 20h30 + 16.12.2007: 19h
1 comment:
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