Tania Golden, Karola Niederhuber und Florian Carove haben viel Text herunter zu leiern - alle Achtung! (Foto © Stefan Smidt)
3RAUM-ANATOMIETHEATER DIE SPANNENDE, POLITISCHE THEORETIKERIN HANNAH ARENDT ALS SCHICKER KLANGTEPPICH
Also, die Ingredienzen zu diesem Theaterabend hörten sich gut an: Regisseurin Nicole Delle Karth hat bei den jüngsten sommerlichen Shakespeare-Produktionen in der Rosenburg mitgearbeitet - Der Widerspenstigen Zähmung war unterhaltsam und stimmig. Die drei Darsteller Karola Niederhuber, Tania Golden und Florian Carove haben mit Barrie Kosky im Wiener Schauspielhaus gewerkt - das muss einfach für sie sprechen. Und die Person, die hier thematisiert wird, ist eine spannende Theoretikerin mit ebenso spannender Biografie: Als Jüdin und Eichmann-Prozeß-Autorin sorgte sie für Kontroversen unter Anklägern und Verteidigern der NS-"Geschädigten" (= Tätern und Opfern).
Trotz dieser Zutaten wurde das Stück Verstehen?! Hannah Arendt im Trialog trotzdem nichts. Wenn Theater heißt, intellektuelles Gefasel von drei "Hannah"-Leuten im Eiltempo gleich einer Schallplatte abzuspulen, dann werden wir nächstens von unseren Sitzen aufstehen und dazu tanzen. So machte der Klangteppich wenigstens Sinn. Einzelne Gedankenfetzen vermögen es zwar, sich im angestrengt Zuhörenden festzufressen, wie "das Böse ist immer an der Oberfläche" oder "am Anfang steht die Wahrheit, dann folgt das Denken, und nicht umgekehrt" oder "dass man zu verstehen versucht bis zum Tod" - die "bleiben" aber auch nur "erleuchtend", wenn man sie sich aufschreibt.
Das einzige, was hier also tatsächlich leuchtet, ist die Logik. Die wird bis ins schick reduzierte Bühnenbild (saubere Ästhetik: Maren Greinke) durchgezogen. Weiße Wände, die für die verbarrikadierten Gehirne der Schauspieler - sprich der dreifachen Hannah - stehen und die sich sukzessive lichten, bis sie am Ende vor dem offenen Fenster ins Freie blicken. Wollte die Regisseurin, die auch das Buch zu dieser Produktion geschrieben hat, eine Hannah- Ignoration schaffen, indem sie Hannah Arendt als wissenschaftliche Persönlichkeit grundsätzlich infrage stellt, dann hat sie das geschafft. Denn die politische Theoretikerin kommt in diesem Stück weder intelligent rüber, noch eloquent. Eher verkappt und ängstlich, nicht mehr des Durchblicks fähig. Da sie aber immerhin von 1906 bis 1975 lebte und an verschiedenen Universitäten unterrichtete, wird sie wohl mitteilend gewesen sein. Schade um die vertane Chance für einen guten Stoff. a.c.
Also, die Ingredienzen zu diesem Theaterabend hörten sich gut an: Regisseurin Nicole Delle Karth hat bei den jüngsten sommerlichen Shakespeare-Produktionen in der Rosenburg mitgearbeitet - Der Widerspenstigen Zähmung war unterhaltsam und stimmig. Die drei Darsteller Karola Niederhuber, Tania Golden und Florian Carove haben mit Barrie Kosky im Wiener Schauspielhaus gewerkt - das muss einfach für sie sprechen. Und die Person, die hier thematisiert wird, ist eine spannende Theoretikerin mit ebenso spannender Biografie: Als Jüdin und Eichmann-Prozeß-Autorin sorgte sie für Kontroversen unter Anklägern und Verteidigern der NS-"Geschädigten" (= Tätern und Opfern).
Trotz dieser Zutaten wurde das Stück Verstehen?! Hannah Arendt im Trialog trotzdem nichts. Wenn Theater heißt, intellektuelles Gefasel von drei "Hannah"-Leuten im Eiltempo gleich einer Schallplatte abzuspulen, dann werden wir nächstens von unseren Sitzen aufstehen und dazu tanzen. So machte der Klangteppich wenigstens Sinn. Einzelne Gedankenfetzen vermögen es zwar, sich im angestrengt Zuhörenden festzufressen, wie "das Böse ist immer an der Oberfläche" oder "am Anfang steht die Wahrheit, dann folgt das Denken, und nicht umgekehrt" oder "dass man zu verstehen versucht bis zum Tod" - die "bleiben" aber auch nur "erleuchtend", wenn man sie sich aufschreibt.
Das einzige, was hier also tatsächlich leuchtet, ist die Logik. Die wird bis ins schick reduzierte Bühnenbild (saubere Ästhetik: Maren Greinke) durchgezogen. Weiße Wände, die für die verbarrikadierten Gehirne der Schauspieler - sprich der dreifachen Hannah - stehen und die sich sukzessive lichten, bis sie am Ende vor dem offenen Fenster ins Freie blicken. Wollte die Regisseurin, die auch das Buch zu dieser Produktion geschrieben hat, eine Hannah- Ignoration schaffen, indem sie Hannah Arendt als wissenschaftliche Persönlichkeit grundsätzlich infrage stellt, dann hat sie das geschafft. Denn die politische Theoretikerin kommt in diesem Stück weder intelligent rüber, noch eloquent. Eher verkappt und ängstlich, nicht mehr des Durchblicks fähig. Da sie aber immerhin von 1906 bis 1975 lebte und an verschiedenen Universitäten unterrichtete, wird sie wohl mitteilend gewesen sein. Schade um die vertane Chance für einen guten Stoff. a.c.
DAS URTEIL EINE AKUSTISCHE BLEIWÜSTE, DIE NIE ZU WASSER KOMMT. ANSTRENGEND UND MÜHSAM.
THEATER Verstehen?! Hannah Arendt im Trialog * Von: Nicole Delle Karth * Mit: Karola Niederhuber, Tania Golden, Florian Carove * Ort: 3raum-anatomietheater, Beatrixgasse 11, 1030 Wien * Zeit: bis 5.5. (täglich außer Montag): 19h30
THEATER Verstehen?! Hannah Arendt im Trialog * Von: Nicole Delle Karth * Mit: Karola Niederhuber, Tania Golden, Florian Carove * Ort: 3raum-anatomietheater, Beatrixgasse 11, 1030 Wien * Zeit: bis 5.5. (täglich außer Montag): 19h30