... die hier links unten zu sehen ist. - So wird das mythische Leben zu einem der Wiederholungen.(Fotos © Koen Broos)
VOLKSTHEATER - IMPULSTANZ MYTH ERSCHÖPFT SICH IN WIEDERHOLUNGEN - ETWAS LANGWIERIGE PRODUKTION VON SIDI LARBI CHERKAOUI
Ein Sidi Larbi Cherkaoui ist immer an einem Sidi Larbi Cherkaoui zu messen. Was das anbelangt, ist Myth rhythmisch und im Handlungsverlauf monoton wiederholend und langatmig geraten. Außerdem erinnert es, - obwohl gesangstechnisch besser - mit den mittelalterlichen Klängen sehr an das Vorjahresstück bei Impulstanz, D´avant: Letztes Jahr hatten Cherkaoui und seine drei Mittänzer christliche Motetten und Choräle selbst gesungen - was aber durch den gleichzeitigen Tanz verblüffte -, während heuer das italienische Spitzen-Ensemble Micrologus die Geistesmusik, angereichert durch Dudelsack-Sound und Hirtenflöte, virtuos noch einmal in höhere Sphären trug.
D´avant hatte mehr Charme
Dass D´avant dennoch mehr Charme hat, lag an den realen Alltagsbezügen einer heutigen Freundschaft unter "Männern von nebenan". In Myth findet das Mittelalter - das für die Archaik steht - Abstraktion im Horror- bzw. Science-Fiction-Genre. Das mag zunächst originell sein, es ist im ähnlichen Zugang und in der dramaturgisch steigerungsarmen Umsetzung aber vorhersehbar geworden. Trotz allem hohem Anspruch, den Cherkaoui in seinen Arbeiten generell an den Tag legt, ist dieses Stück ermüdend (verstärkt durch die sommerliche Hitze im Theater). Mitverantwortlich dafür ist die politische Überkorrektheit, die Myth allzu brav zur Arbeit eines spannungslosen "Vorzugsschülers" macht: Das beginnt mit dem durchgehend religiösen Touch, wobei zwei Menschen mit Down-Syndrom mittanzen, und reicht bis zur inhaltlichen Aussage des guten Menschen mit bösem Schatten, den jener Zeit seines Lebens zu bekämpfen hat. Und die Figur des schwarzen, witzelnden Transvestiten, der - sich in seiner Existenz zwischen Mann-Frau hinterfragend - alles auflockern sollte, ist ein allzu gängiges Stereotyp in der Ausstrahlung eines schwulen Tänzers.
Fantastische Bewegungen
Die unheimlichen Schatten, die grunzen wie wilde Monster, tanzen aber ausgesprochen gut. Mit der Biegsamkeit einer Yoga-Spezialistin Sri Louise, die hier höchstpersönlich eine der schwarzen "Amöben" mimt und dabei alle in ihren Bewegungsweisen beeinflußt, ist das ein akrobatisch exaktes Gekrieche und Gewurme musischer Undefinierbarkeiten. Diese Wesen winden sich unter Reifröcke und in Menschen hinein, sodass sie zwischen Zwillingsharmonie und spontaner Abwehr entrückende Bilder schaffen. Auch mancher Gag schleicht sich ein, wie dass eine Frau plötzlich überlange Beine bekommt oder ein anderer Mensch überhaupt nur noch aus Rumpf oder auch ohne Rumpf existiert. Nur wiederholen sich die Bewegungsweisen auch bei den Schatten allzu oft ...
Erklärung des Lebens
Schön ist die Doppelbedeutung des Bühnenbildes: denn diese My(s)t(h)ik spielt in einer Bücherei - einerseits ein Verweis auf die mittelalterlichen Priester-Überlieferungen und damit auf die immergültige Erkenntnis der Bipolarität des Menschen, wegen der moralischen Sünde bis zum Selbsthass zerrissen zu sein, andererseits eine Kritik, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse als unzureichend anklagt, um die Menschenseele mit ihren Abgründen erklären zu können. "Vergiß nicht, dass du nie alleine bist", "Wir wissen nichts von der wahren Geschichte von Männern und Frauen" schweben als Schlagsätze über dem Geschehen, und Anspielungen wie der "Zauberer von Oz" und "Jesus mit schleppendem Kreuz" sind Versuche, durch Religion und Phantasie die unheimliche Ungreifbarkeit des dauerpräsenten Irrealen zu moralisieren bzw. zu verstehen. - Und auch damit kämpft der Mensch in Myth, sobald er als Mann oder Frau geboren wird: mit seiner Mutter, seinen Schatten und sich selbst. Am Ende zählen nur die individuellen Erfahrungen, die jeder macht, manch einer wird dadurch zum Leader, aber auch der bleibt auf jeden Fall immer mit seinem Schatten allein. e.o./m.t.
Ein Sidi Larbi Cherkaoui ist immer an einem Sidi Larbi Cherkaoui zu messen. Was das anbelangt, ist Myth rhythmisch und im Handlungsverlauf monoton wiederholend und langatmig geraten. Außerdem erinnert es, - obwohl gesangstechnisch besser - mit den mittelalterlichen Klängen sehr an das Vorjahresstück bei Impulstanz, D´avant: Letztes Jahr hatten Cherkaoui und seine drei Mittänzer christliche Motetten und Choräle selbst gesungen - was aber durch den gleichzeitigen Tanz verblüffte -, während heuer das italienische Spitzen-Ensemble Micrologus die Geistesmusik, angereichert durch Dudelsack-Sound und Hirtenflöte, virtuos noch einmal in höhere Sphären trug.
D´avant hatte mehr Charme
Dass D´avant dennoch mehr Charme hat, lag an den realen Alltagsbezügen einer heutigen Freundschaft unter "Männern von nebenan". In Myth findet das Mittelalter - das für die Archaik steht - Abstraktion im Horror- bzw. Science-Fiction-Genre. Das mag zunächst originell sein, es ist im ähnlichen Zugang und in der dramaturgisch steigerungsarmen Umsetzung aber vorhersehbar geworden. Trotz allem hohem Anspruch, den Cherkaoui in seinen Arbeiten generell an den Tag legt, ist dieses Stück ermüdend (verstärkt durch die sommerliche Hitze im Theater). Mitverantwortlich dafür ist die politische Überkorrektheit, die Myth allzu brav zur Arbeit eines spannungslosen "Vorzugsschülers" macht: Das beginnt mit dem durchgehend religiösen Touch, wobei zwei Menschen mit Down-Syndrom mittanzen, und reicht bis zur inhaltlichen Aussage des guten Menschen mit bösem Schatten, den jener Zeit seines Lebens zu bekämpfen hat. Und die Figur des schwarzen, witzelnden Transvestiten, der - sich in seiner Existenz zwischen Mann-Frau hinterfragend - alles auflockern sollte, ist ein allzu gängiges Stereotyp in der Ausstrahlung eines schwulen Tänzers.
Fantastische Bewegungen
Die unheimlichen Schatten, die grunzen wie wilde Monster, tanzen aber ausgesprochen gut. Mit der Biegsamkeit einer Yoga-Spezialistin Sri Louise, die hier höchstpersönlich eine der schwarzen "Amöben" mimt und dabei alle in ihren Bewegungsweisen beeinflußt, ist das ein akrobatisch exaktes Gekrieche und Gewurme musischer Undefinierbarkeiten. Diese Wesen winden sich unter Reifröcke und in Menschen hinein, sodass sie zwischen Zwillingsharmonie und spontaner Abwehr entrückende Bilder schaffen. Auch mancher Gag schleicht sich ein, wie dass eine Frau plötzlich überlange Beine bekommt oder ein anderer Mensch überhaupt nur noch aus Rumpf oder auch ohne Rumpf existiert. Nur wiederholen sich die Bewegungsweisen auch bei den Schatten allzu oft ...
Erklärung des Lebens
Schön ist die Doppelbedeutung des Bühnenbildes: denn diese My(s)t(h)ik spielt in einer Bücherei - einerseits ein Verweis auf die mittelalterlichen Priester-Überlieferungen und damit auf die immergültige Erkenntnis der Bipolarität des Menschen, wegen der moralischen Sünde bis zum Selbsthass zerrissen zu sein, andererseits eine Kritik, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse als unzureichend anklagt, um die Menschenseele mit ihren Abgründen erklären zu können. "Vergiß nicht, dass du nie alleine bist", "Wir wissen nichts von der wahren Geschichte von Männern und Frauen" schweben als Schlagsätze über dem Geschehen, und Anspielungen wie der "Zauberer von Oz" und "Jesus mit schleppendem Kreuz" sind Versuche, durch Religion und Phantasie die unheimliche Ungreifbarkeit des dauerpräsenten Irrealen zu moralisieren bzw. zu verstehen. - Und auch damit kämpft der Mensch in Myth, sobald er als Mann oder Frau geboren wird: mit seiner Mutter, seinen Schatten und sich selbst. Am Ende zählen nur die individuellen Erfahrungen, die jeder macht, manch einer wird dadurch zum Leader, aber auch der bleibt auf jeden Fall immer mit seinem Schatten allein. e.o./m.t.
DAS URTEIL DER MENSCH HAT EINEN BÖSEN SCHATTEN - UNTER DIESEM MOTTO VERDREHT SICH DAS STÜCK RHYTHMISCH ZU SPANNUNGSLOSEN WIEDERHOLUNGEN. TROTZ ERSTKLASSIGEM BEWEGUNGSZAUBER UND SCHÖNER MUSIK ZU MONOTON.
TANZTHEATER Myth * Regie: Sidi Larbi Cherkaoui & Toneelhuis * Mit: Ensemble Micrologus * Dramaturgie: Guy Cools * Mit: Sri Louise, Damien Jalet, u.a. * Ort: Volkstheater Wien * Zeit: 26.+27.7.2007: 21h
TANZTHEATER Myth * Regie: Sidi Larbi Cherkaoui & Toneelhuis * Mit: Ensemble Micrologus * Dramaturgie: Guy Cools * Mit: Sri Louise, Damien Jalet, u.a. * Ort: Volkstheater Wien * Zeit: 26.+27.7.2007: 21h
2 comments:
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