... seine drei Mitspieler im Theater-Gesangs-Epos: Bert Hildebrandt (Klarinette), Michael Tuttle (Upright Bass), Hampus Melin (Schlagzeug).
Daniel Kahn ist die männliche Lotte Lenya mit starkem Bewußtsein für Unrecht in der Welt, Nazis und Judentum. (Foto © Pierre Kamin)
THEATER IM NESTROYHOF - KLEZMORE-FESTIVAL EIN SCHAUSPIELER MIT PERFEKTEM ACTOR-ENGLISH UND BRECHTSCHEM VERFREMDUNGSKLEZMER EROBERT WIEN
Daniel Kahn & The Painted Bird lieferte als berlin-amerikanische Band mit ihrem Chansonnier-Leader die mit Abstand theatral ausdrucksstärkste Performance beim Wiener Klezmer-Festival. Daniel Kahn aus Detroit - ausgebildeter, mehrfach ausgezeichneter Schauspieler, Regisseur, Theaterautor und Poet - entwickelte im Sinne Brechts eine Art "Verfremdungsklezmer": radikales jüdisches Lied gemischt mit Punk-Kabaret, Gothic American Folk, sowie makabrem Klezmertanz. Seine in Berlin gegründete Band mit amerikanischen und deutschen Top-Musikern besteht seit 2005.
So erklärt sich der starke Bert-Brecht-Kurt-Weill-Charakter, direkt auch durch dessen neu interpretierte Lieder. In jedem Song schwingt gleichzeitig das Bewußtsein für die Geschichte der Juden mit. Mit klarer, offener Stimme, singt Kahn im Wechsel innerhalb eines Liedes in gepflegtestem Schauspieler-Englisch und dann wieder im echtesten Shtetl-Jiddisch, sodass seine Textpassagen atmosphärisch jeweils anders authentisch wirken. Nach der CD-Titelnummer The Broken Tongue, anmoderiert als "Hochzeitsmusik fürs Begräbnis", spricht Kahn im Wiener Nestroyhof von der "Ehre, in diesem Theater zu spielen, bzw. im Keller. Sie haben uns im Keller versteckt. Es ist unmöglich, hier nicht an die Geschichte zu denken", worauf ein aufmüpfig-leidenschaftliches Klagelied, in schnell-langsamem Wechsel von Akkordeon und Klarinette, Sprechgesang und Gesangsmelodie einsetzt.
Kurt Weill & Lotte Lenya in Daniel-Kahn-Version
Danach das Weill-Brecht-Lied aus den zwanziger Jahren Denn wovon lebt der Mensch? mit dem Schlagsatz der Armen: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". Jedes Instrument ist dem theatralen Gedanken unterworfen und "tönt" selbst wie ein weiterer Schauspieler, der mit Kahn ein Stück lebt. Jedes Lied ist eine geschlossene Welt für sich. Und doch ist es schlüssig, wenn das grotesk-schwere Liebeslied plötzlich ganz leicht wird, worin ein Mann als Jude zu einer Frau als Nicht-Jüdin sagt, "ich kann dir mein Lebn nicht vergessn, weil ich hab dich lieb"; oder wenn ein zynisch-makabrer Politsong in langem Vorspiel nur aus A-capella-Passagen besteht, worin sich Kahn als "Vorbeter" und die drei Bandmitglieder als "Antwort-Schar" erweisen, was dann in rhythmisch immer schneller und lustiger werdendem Tempo endet, um den textlichen Sinn zu konterkarieren: "Dem deutschen Keiser dienen ist niet gud, allen Keisern dienen ist niet gud, weil sie tun sich baden in unsrem Blud."
Anregend intelligent und konfrontativ männlich, folgt darauf das metaphorische Lied vom sinkenden Schiff, das der Kaptain bereits verlassen hat, wo nur noch Ratten hausen. Es spitzt sich zu rasend schnellem kurzatmigem Spiel der Klarinette zu, als befände sich auf dem Schiff auch noch ein hüpfendes, hämisch lachendes Teufelchen. - Dieses Konzert ist selbst im Internet nachzuhören, extrem spannend. Als wäre "die männliche" Lotte Lenya wieder auferstanden, deren Stimme im Kampf gegen die Faschisten schrill kreischt: "Ich muss sie (Anm.: die Faschisten) küssen, wo ich sie treffe!" - um zu überleben. e.o./a.c.
Daniel Kahn & The Painted Bird lieferte als berlin-amerikanische Band mit ihrem Chansonnier-Leader die mit Abstand theatral ausdrucksstärkste Performance beim Wiener Klezmer-Festival. Daniel Kahn aus Detroit - ausgebildeter, mehrfach ausgezeichneter Schauspieler, Regisseur, Theaterautor und Poet - entwickelte im Sinne Brechts eine Art "Verfremdungsklezmer": radikales jüdisches Lied gemischt mit Punk-Kabaret, Gothic American Folk, sowie makabrem Klezmertanz. Seine in Berlin gegründete Band mit amerikanischen und deutschen Top-Musikern besteht seit 2005.
So erklärt sich der starke Bert-Brecht-Kurt-Weill-Charakter, direkt auch durch dessen neu interpretierte Lieder. In jedem Song schwingt gleichzeitig das Bewußtsein für die Geschichte der Juden mit. Mit klarer, offener Stimme, singt Kahn im Wechsel innerhalb eines Liedes in gepflegtestem Schauspieler-Englisch und dann wieder im echtesten Shtetl-Jiddisch, sodass seine Textpassagen atmosphärisch jeweils anders authentisch wirken. Nach der CD-Titelnummer The Broken Tongue, anmoderiert als "Hochzeitsmusik fürs Begräbnis", spricht Kahn im Wiener Nestroyhof von der "Ehre, in diesem Theater zu spielen, bzw. im Keller. Sie haben uns im Keller versteckt. Es ist unmöglich, hier nicht an die Geschichte zu denken", worauf ein aufmüpfig-leidenschaftliches Klagelied, in schnell-langsamem Wechsel von Akkordeon und Klarinette, Sprechgesang und Gesangsmelodie einsetzt.
Kurt Weill & Lotte Lenya in Daniel-Kahn-Version
Danach das Weill-Brecht-Lied aus den zwanziger Jahren Denn wovon lebt der Mensch? mit dem Schlagsatz der Armen: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". Jedes Instrument ist dem theatralen Gedanken unterworfen und "tönt" selbst wie ein weiterer Schauspieler, der mit Kahn ein Stück lebt. Jedes Lied ist eine geschlossene Welt für sich. Und doch ist es schlüssig, wenn das grotesk-schwere Liebeslied plötzlich ganz leicht wird, worin ein Mann als Jude zu einer Frau als Nicht-Jüdin sagt, "ich kann dir mein Lebn nicht vergessn, weil ich hab dich lieb"; oder wenn ein zynisch-makabrer Politsong in langem Vorspiel nur aus A-capella-Passagen besteht, worin sich Kahn als "Vorbeter" und die drei Bandmitglieder als "Antwort-Schar" erweisen, was dann in rhythmisch immer schneller und lustiger werdendem Tempo endet, um den textlichen Sinn zu konterkarieren: "Dem deutschen Keiser dienen ist niet gud, allen Keisern dienen ist niet gud, weil sie tun sich baden in unsrem Blud."
Anregend intelligent und konfrontativ männlich, folgt darauf das metaphorische Lied vom sinkenden Schiff, das der Kaptain bereits verlassen hat, wo nur noch Ratten hausen. Es spitzt sich zu rasend schnellem kurzatmigem Spiel der Klarinette zu, als befände sich auf dem Schiff auch noch ein hüpfendes, hämisch lachendes Teufelchen. - Dieses Konzert ist selbst im Internet nachzuhören, extrem spannend. Als wäre "die männliche" Lotte Lenya wieder auferstanden, deren Stimme im Kampf gegen die Faschisten schrill kreischt: "Ich muss sie (Anm.: die Faschisten) küssen, wo ich sie treffe!" - um zu überleben. e.o./a.c.
DAS URTEIL LOTTE LENYA LEBT IN MÄNNLICHER FORM UND IN VERFREMDETEM KLEZMER WEITER. ABSOLUT HÄMISCH, ABSOLUT STARK!
Wieder live zu hören und zu sehen im Rahmen des Akkordeonfestivals 2008:
KONZERT Daniel Kahn & The Painted Bird * Special Guest: Geoff Berner / Emigrantski Raggamuffin Kollektiv: Rotfront / DJ Yuriy Gurzhy * Im Rahmen des Akkordeonfestivals * Ort: WUK Saal * Zeit: 1.3.2008: 20h (Einlaß 19h)
Zum Nachhören des Festivals gehen Sie auf folgenden Link:
http://emap.fm/klezmore.html
Wieder live zu hören und zu sehen im Rahmen des Akkordeonfestivals 2008:
KONZERT Daniel Kahn & The Painted Bird * Special Guest: Geoff Berner / Emigrantski Raggamuffin Kollektiv: Rotfront / DJ Yuriy Gurzhy * Im Rahmen des Akkordeonfestivals * Ort: WUK Saal * Zeit: 1.3.2008: 20h (Einlaß 19h)
Zum Nachhören des Festivals gehen Sie auf folgenden Link:
http://emap.fm/klezmore.html
No comments:
Post a Comment