Thursday, June 07, 2007

PERFORMANCE: "THE CLEANSING OF CONSTANCE BROWN" VON JAMES YARKER UND STAN´S CAFE

Theater ohne Worte im tiefen Guckkasten: Die "Schädlinge" des Wirtschaftsalltags können nur durch Gift ausgerottet werden. (Foto © Stan’s Cafe)


MUSEUMSQUARTIER - WIENER FESTWOCHEN DIE THEATERINSTALLATION THE CLEANSING OF CONSTANCE BROWN VON JAMES YARKER ERINNERT SCHWER AN MAGUY MARINS UMWELT

Wer letztes Jahr während des Wiener ImPulsTanz-Festivals Maguy Marin & CCN de Rillieux-de-Papes Stück Umwelt sah, wird bei James Yarker & Stan´s Cafes The Cleansing of Constance Brown während der heurigen Wiener Festwochen 2007 schwer daran erinnert: Yarkers Theater-Installation läuft lediglich in vertikaler Tiefe, statt wie bei Marins Tanz-Installation in horizontaler Länge. Darüber hinaus ist der suggestive Effekt bei einer "Performance ohne Worte" bei tänzerisch durchgehender "Synchronität" und choreografischer "Musikalität" in Abgängen und Auftritten noch einmal stärker. Degegen anzukommen ist für dieses britische Stück daher schwer, obwohl es sozialkritisch ebenso stark ist, wie das Umweltkritische der Französin.

Ein Putztrupp gegen die Gross- und Kleinkriminellen des Alltags

Wie der Titel des Stückes besagt, putzt hier "Constanze Brown". Sie steht stellvertretend für all die angestellten Putztruppen, die in den Gängen von Börsebüros, Hotels und Anwatskanzleien sauber machen. Dort, in den Seitenräumen, spielen sich Korruptionen, Machtspiele und Sexeskapaden ab, was die auf- und abgehenden Performer (ersichtlich: Schauspieler, keine Tänzer) durch ihre Gestik und Sprechmimik ausdrücken. Die Auf- und Abgänge sind daher der Star des Stücks: sie stehen für die Wiederholbarkeit und Relativität der Menschen in ihren Alltagsabläufen, worin sie sich in der Regel wichtig nehmen, aber doch so lächerlich sind - und mitunter gerade deshalb, weil sie es im Grunde wissen, fabrizieren sie durch hysterische Anerkennungsaktionen lauter Unglück.

Sie sind daher nichts als "Ungeziefermist", den nur noch ein Stoßtrupp an Ausräuchern und Ausbrennern ausrotten kann. Ihr Licht auf den Kopfschutzmasken ist dabei so grell, dass die Zuschauer, die in die 3 Meter breite und 20 Meter tiefe Öffnung starren müssen, grausam geblendet werden. Sie kommen der Quälerei nicht aus, wollen sie das Geschehen verfolgen. - Eine auferlegte Strafe also, als müßten auch sie sich wie die Leute in den Seitenräumen angesprochen fühlen. Und tatsächlich: das Publikum muss am Ende durch den Gang, um wieder ins Freie zu gelangen. Einerseits, um den Raum der "Putzfrau" zu betreten, andererseits um in "seine" Räume zu blicken und sich zu konfrontieren. - Denn wir sind alle Teil davon. a.c./e.o.


DAS URTEIL EINE ORIGINELLE FORMALE IDEE, NUR HAT SIE MAGUY MARIN SCHON "FORMVOLLENDETER" GEHABT.

PERFORMANCE The Cleansing of Constance Brown * Von: Stan´s Cafe * Regie: James Yarker * Mit: Stan´s Cafe * Ort: Hofstallung im MuseumsQuartier (Eingang Kunsthalle) * Zeit: 6., 7., 8., 9., 10.6.: 19h und 21h30

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