Thursday, November 30, 2006

THEATER: PETER MISSOTTEN VERTECHNISIERT HEINER MÜLLERS "QUARTETT"

Unter dieser Vier-Leinwand-Konstellation und den agierenden zwei Männern auf der Platte in der Luft, sitzen die angestrengten Zuschauer und sehnen sich das Ende herbei. (Foto © N. Mangafas / Schauspielhaus)


SCHAUSPIELHAUS WIEN EIN ANSTRENGENDES VIDEO - VIER - LEINWAND - SYSTEM ÜBER DIE EROTIK-MENAGE-A-TROIS GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN NACH HEINER MÜLLERS QUARTETT: DIE TECHNIKFREUDE IST MIT REGISSEUR PETER MISSOTTEN SICHTLICH DURCHGEGANGEN

So wenig erotisch hat man einen sinnlichen Stoff noch nie erlebt: Brecht-Nachfolger Heiner Müllers Theaterversion Quartett des Romans Gefährliche Liebschaften: Der Zuschauer sitzt mit steifem Nacken auf sich bewegenden weichen Gummipolstern und starrt an die Decke. Dem Zeltfreund und Wiesensitzer mag das gefallen, kultivierten Menschen weniger. Ganz zu schweigen von der Geißelung des Körpers, die der Zuschauer an allen Ecken und Enden spürt.

Wenn sich da oben, auf der Platte, die von der Decke baumelt, nun wenigstens etwas abspielen würde, könnte er sich von den Schmerzen vielleicht ein wenig ablenken lassen. Aber nein, zwei junge Männer (Karel Tuytschaever, Jonas Leemans) imitieren mit lüsternen, wulstigen Lippen lediglich zwei Frauenstimmen (Vivien Löschner, Barbara Horvath), die alle drei Figuren sprechen. Diese Synchronität ist recht treffend und über live-gefilmte Nahaufnahmen überdimensional auffällig - aber reicht das auch, um einen Abend zu füllen?

Wenn es nun wenigstens um die Liebe zweier schwuler Juden ginge - denn beide tragen Kippa und Peikeles - könnten wir von der Verfremdung etwas Überbegriffliches ableiten. Aber nein, das soll die Verfremdung Brechts, bzw. Heiner Müllers, per se bedeuten, steht also für nichts als für die Verfremdung an sich. Nein, das ist kein didaktisches Theater. Das ist schlicht Technikverdrossenheit eines Fernseh-Komponenten-Freaks. Wäre wirklich großartig, wenn der niederländische Regisseur Peter Missotten nächstens seine Liebe zum Theater und Geschichtenerzählen miteinbinden könnte. p.m./e.o.

DAS URTEIL ETWAS FÜR MASOCHISTEN. DA NÜTZT DER GANZE INSTALLATIVE BÜHNENAUFWAND NICHTS.

THEATER Quartett * Autor: Heiner Müller * Regie: Peter Missotten * Ort: Schauspielhaus Wien * Zeit: täglich außer Montag bis 6.12., 20h

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