Drei Filmstills oben aus Hamaca Paraguay: (© N.N): Die Totale auf die Hängematte führt praktisch durch den paraguayischen Film, kaum Schnitte, viel Dialog, aber wunderschön. Im raren Szenenwechsel hört man die inneren Stimmen von "ihr" und "ihm", die sagen, wie sehr sie auf ihren Sohn warten;
Half Moon-Still (© Bahman Ghobadi): Der Film über einen kurdischen Sänger, der im Iran eine Sängerin mitnehmen will - zu singen ist dort aber Frauen verboten.
Darunter: Daratt-Filmstill (© Frank Verdier) Der afrikanische Junge verschont den Mörder seines Vaters dann doch.
NEW CROWNED HOPE - EIN ABSOLUTER TOP-FILM AUS PARAGUAY UND MINDESTENS ZWEI INHALTLICH SCHÖNE FILME ÜBER AFRIKA UND KURDISTAN
Halbzeit der Filmvorschau für die Presse beim New-Crowned-Hope-Festival, kurz vor Festivalstart am 14.11. in Wien. Nach vier gezeigten Filmen - davon holten sich drei Preise bei prestigeträchtigen internationalen Festivals - lautet der absolute Liebling der intimacy: art -Redaktion: Hamaca Paraguaya (Paraguayan Hammock).
Absolut Top: Hamaca Paraguaya
Dieser Film besteht vielleicht aus zehn Einstellungen, die meisten in der Totalen gedreht. Die wenigen vorkommenden Menschen sprechen nicht direkt, sondern nur im Off miteinander. Dank dieser formalen Kargheit kommt das Gesagte umso mehr zu Geltung, der realistische Dialog eines alten Ehepaars, das die schwüle Hitze des Tages auf der Hängematte übersteht, dicht nebeneinander sitzend. Trotz ihrer Nähe sind sie sich anfangs fern, denn beide sprechen nur von ihrem Sohn, der in den Krieg zog und bisher nicht zurück gekommen ist. Sie warten auf ihn, so wie auf den Regen, der nicht durchbrechen will, obwohl es immerzu donnert. Alles erinnert an die letzten Worte des Sohnes: die bellende Hündin, die Orangenplantage, das Haus.
Dann ist der Krieg vorbei und die Mutter erhält Nachricht. Sie akzeptiert sie nicht gleich. Doch wächst mit dem Sterben der Hoffnung auf die Rückkehr des Sohnes ihre Zuneigung gegenüber ihrem kränkelnden Mann im Jetzt. Und als der Film vorbei ist, beginnt es im Off auch endlich zu regnen.
Ein großer Gefühlsfilm ohne Sentimentaliät. Und ein doppeltes Meisterwerk, wenn man bedenkt, dass der paraguayische Film aus einem Land kommt, wo es keine eigene Filmindustrie gibt. Gebaut wie eine Musikkomposition, wo Worte des Alltags zur rhythmischen Totenklage werden, und Bilder von körperlicher Empfindung sprechen. - Grossartiges Spielfilmdebüt mit poetisch-dokumentarischer Note von der Lateinamerikanerin Paz Encina (35).
Sehenswert: Half Moon und Dry Season
Niwemang (Half Moon) erzählt die Geschichte eines in Kurdistan berühmten kurdischen Musikers, der nach Saddam Husseins Tod in den Irak reisen will, um dort aufzutreten. Der Sänger will aber nur gehen, wenn er eine iranische Sängerin mitnehmen kann. Sängerinnen sind im Iran aber verboten. Ein kleiner Krimi mit abenteuerlicher Reise im Bus durch Sand, Stein und Schnee in den Bergen, bis die Grenzpolizei die Truppe erwischt. Eine Zeichnung von einem naiven, tollpatschigen, mit der neuen Technik hadernden Volk, das aber Kraft seines Idealismus und seines Glaubens an die kurdische Musik berührt. Mythenreich mit Todesvisionen und doch ernüchternd realistisch - etwa durch einen Kampfhahn, den die Polizei der Vogelgrippe bezichtigt. Vom bekannten kurdisch-iranischen Regisseur Bahman Ghobadi (37).
Daratt (Dry Season) spielt im Tschad 2006, wo der Staat allen Kriegsverbrechern Amnestie gewährt. So schickt ein im Wüstendorf lebender Großvater seinen Enkel mit einem Revolver los, um den Mörder seines Vaters zu töten. Der, jetzt nächstenliebende, Bäcker nimmt den Jungen als Gesellen auf. Als seine schwangere Frau ihr Baby verliert, will er den Jungen adoptieren... Ein lehrreicher Film, weil er Leben und Umgang der Menschen in Afrika zeigt, aber vor allem wegen der Botschaft, dass ein Junge den Befehl der Sühne seines Vorgesetzten mißachtet. Mehr noch: er tut vor dem Großvater nur so, als hätte er den Mörder erschossen ... D.h., er beläßt ihn im Glauben, mit sich den "mordenden, starken" Mann in die nächste Generation weiter gegeben zu haben, leitet jedoch in Wahrheit die "starke, verzeihende" Generation ein. Ein Film von Mahamat-Saleh Haroun (46).
Indifferent: Meokgo and the Stickfighter
Der Film des 32-jährigen populistischen Südafrikaners, Teboho Mahletsi, ist über uns hinweg geschwebt. Da war ein junger Mann, der sich gerade an ein Mädchen heran macht und nicht auf die Gefahr hinter ihm achtet: Ein Reiter versetzt ihm einen Hieb, und entführt das Mädchen (das aber recht glücklich scheint...). Den Film haben wir nicht ganz durchschaut, liegt wohl am Film... (a.c./e.o.)
Halbzeit der Filmvorschau für die Presse beim New-Crowned-Hope-Festival, kurz vor Festivalstart am 14.11. in Wien. Nach vier gezeigten Filmen - davon holten sich drei Preise bei prestigeträchtigen internationalen Festivals - lautet der absolute Liebling der intimacy: art -Redaktion: Hamaca Paraguaya (Paraguayan Hammock).
Absolut Top: Hamaca Paraguaya
Dieser Film besteht vielleicht aus zehn Einstellungen, die meisten in der Totalen gedreht. Die wenigen vorkommenden Menschen sprechen nicht direkt, sondern nur im Off miteinander. Dank dieser formalen Kargheit kommt das Gesagte umso mehr zu Geltung, der realistische Dialog eines alten Ehepaars, das die schwüle Hitze des Tages auf der Hängematte übersteht, dicht nebeneinander sitzend. Trotz ihrer Nähe sind sie sich anfangs fern, denn beide sprechen nur von ihrem Sohn, der in den Krieg zog und bisher nicht zurück gekommen ist. Sie warten auf ihn, so wie auf den Regen, der nicht durchbrechen will, obwohl es immerzu donnert. Alles erinnert an die letzten Worte des Sohnes: die bellende Hündin, die Orangenplantage, das Haus.
Dann ist der Krieg vorbei und die Mutter erhält Nachricht. Sie akzeptiert sie nicht gleich. Doch wächst mit dem Sterben der Hoffnung auf die Rückkehr des Sohnes ihre Zuneigung gegenüber ihrem kränkelnden Mann im Jetzt. Und als der Film vorbei ist, beginnt es im Off auch endlich zu regnen.
Ein großer Gefühlsfilm ohne Sentimentaliät. Und ein doppeltes Meisterwerk, wenn man bedenkt, dass der paraguayische Film aus einem Land kommt, wo es keine eigene Filmindustrie gibt. Gebaut wie eine Musikkomposition, wo Worte des Alltags zur rhythmischen Totenklage werden, und Bilder von körperlicher Empfindung sprechen. - Grossartiges Spielfilmdebüt mit poetisch-dokumentarischer Note von der Lateinamerikanerin Paz Encina (35).
Sehenswert: Half Moon und Dry Season
Niwemang (Half Moon) erzählt die Geschichte eines in Kurdistan berühmten kurdischen Musikers, der nach Saddam Husseins Tod in den Irak reisen will, um dort aufzutreten. Der Sänger will aber nur gehen, wenn er eine iranische Sängerin mitnehmen kann. Sängerinnen sind im Iran aber verboten. Ein kleiner Krimi mit abenteuerlicher Reise im Bus durch Sand, Stein und Schnee in den Bergen, bis die Grenzpolizei die Truppe erwischt. Eine Zeichnung von einem naiven, tollpatschigen, mit der neuen Technik hadernden Volk, das aber Kraft seines Idealismus und seines Glaubens an die kurdische Musik berührt. Mythenreich mit Todesvisionen und doch ernüchternd realistisch - etwa durch einen Kampfhahn, den die Polizei der Vogelgrippe bezichtigt. Vom bekannten kurdisch-iranischen Regisseur Bahman Ghobadi (37).
Daratt (Dry Season) spielt im Tschad 2006, wo der Staat allen Kriegsverbrechern Amnestie gewährt. So schickt ein im Wüstendorf lebender Großvater seinen Enkel mit einem Revolver los, um den Mörder seines Vaters zu töten. Der, jetzt nächstenliebende, Bäcker nimmt den Jungen als Gesellen auf. Als seine schwangere Frau ihr Baby verliert, will er den Jungen adoptieren... Ein lehrreicher Film, weil er Leben und Umgang der Menschen in Afrika zeigt, aber vor allem wegen der Botschaft, dass ein Junge den Befehl der Sühne seines Vorgesetzten mißachtet. Mehr noch: er tut vor dem Großvater nur so, als hätte er den Mörder erschossen ... D.h., er beläßt ihn im Glauben, mit sich den "mordenden, starken" Mann in die nächste Generation weiter gegeben zu haben, leitet jedoch in Wahrheit die "starke, verzeihende" Generation ein. Ein Film von Mahamat-Saleh Haroun (46).
Indifferent: Meokgo and the Stickfighter
Der Film des 32-jährigen populistischen Südafrikaners, Teboho Mahletsi, ist über uns hinweg geschwebt. Da war ein junger Mann, der sich gerade an ein Mädchen heran macht und nicht auf die Gefahr hinter ihm achtet: Ein Reiter versetzt ihm einen Hieb, und entführt das Mädchen (das aber recht glücklich scheint...). Den Film haben wir nicht ganz durchschaut, liegt wohl am Film... (a.c./e.o.)
DAS URTEIL DREI VON VIER FILMEN SEHENSWERT UND EINER DAVON EIN ABSOLUTES MUST - EINE BESSERE BILANZ KANN SICH NEW CROWNED HOPE NICHT WÜNSCHEN...
FILM Half Moon, Iran/Irak/A/F 2006, 113 min, Kurdisch, Farsi * Ort: Gartenbaukino Wien * Zeit: 18.11., 20h30 * OmeU * Im Anschluss Publikumsgespräch mit Bahman Ghobadi// Ort: Filmmuseum * Zeit: 29.11., 20h30 * OmdU
FILM Paraguayan Hammock, F/Argentinien/NL/Paraguay/A/E/D 2006, 76 min, Guarani * Ort: Gartenbaukino Wien * Zeit: 19.11., 20h30 * OmeU * Im Anschluss Publikumsgespräch mit Paz Encina // Ort: Filmmuseum * Zeit: 29.11., 18h30 * OmdU
FILME Meokgo and the Stickfighter, RSA/A 2006, 16 min, Sotho & Dry Season, F/B/Tschad/A 2006, 95 min, Französisch, Tschad-Arabisch * Ort: Gartenbaukino Wien * Zeit: 20.11., 20h30, OmeU * Im Anschluss Publikumsgespräch mit Mahamat -Saleh Haroun // Ort: Filmmuseum * Zeit: 27.11., 18h30 * Omd/eU
FILM Half Moon, Iran/Irak/A/F 2006, 113 min, Kurdisch, Farsi * Ort: Gartenbaukino Wien * Zeit: 18.11., 20h30 * OmeU * Im Anschluss Publikumsgespräch mit Bahman Ghobadi// Ort: Filmmuseum * Zeit: 29.11., 20h30 * OmdU
FILM Paraguayan Hammock, F/Argentinien/NL/Paraguay/A/E/D 2006, 76 min, Guarani * Ort: Gartenbaukino Wien * Zeit: 19.11., 20h30 * OmeU * Im Anschluss Publikumsgespräch mit Paz Encina // Ort: Filmmuseum * Zeit: 29.11., 18h30 * OmdU
FILME Meokgo and the Stickfighter, RSA/A 2006, 16 min, Sotho & Dry Season, F/B/Tschad/A 2006, 95 min, Französisch, Tschad-Arabisch * Ort: Gartenbaukino Wien * Zeit: 20.11., 20h30, OmeU * Im Anschluss Publikumsgespräch mit Mahamat -Saleh Haroun // Ort: Filmmuseum * Zeit: 27.11., 18h30 * Omd/eU
No comments:
Post a Comment