NEW CROWNED HOPE - PETER SELLARS OPERN-URAUFFÜHRUNG ZUR FESTIVAL- ERÖFFNUNG IM MUSEUMSQUARTIER IST EIN NAIVER ETHNISCHER ZAUBER À LA MICHAEL JACKSON
Am 14.11.2006 wurde mit der Uraufführung A Flowering Tree das Mozart-Festival New Crowned Hope eingeläutet. Mit Spannung erwartete man, wie sich das Festivalkonzept eines Miteinanders von alternativer Ethno-Bescheidenheit und feinster Musikklassik wohl auf das Genre Oper auswirken würde. In der Politik ist es ja bis jetzt nicht unbedingt so, dass die Grünen musisch mit höchster Klasse harmonieren würden. Was also im Alltag kaum zustande kommt, sollte in Peter Sellars Regie aufgehen.
Nun, das Endprodukt aus zeitgenössisch-kommerzieller Musik von Komponist und Dirigent John Adams, klassisch-höfischem Java-Tanz, amerikanischem Operngesang und folkloristischem Gospelchor (Schola Cantorum de Venezuela) ist auf jeden Fall interessant. Die ethnische Bescheidenheit zeigt sich im moralischen Kern der erzählten Geschichte und in den leuchtenden, asiatischen Kostümen (Jeans unter goldenen, pinken, türkisen China-Look- Kleidchen), sowie in der zurückhaltenden Regie. Irgendwie erinnert das Ganze atmosphärisch an Michael Jacksons Worldsong (We Are The World).
Zurückhaltender Regiestil
Die Zurückhaltung seitens Peter Sellars ist nicht unbedingt negativ gemeint. Denn ein Mehr an Inszenierung hätte wahrscheinlich die Poesie der Worte erschlagen, sowie auch die großteils freudige, lautmalerische Musik von John Adams überfrachtet. Die Musik ist überhaupt das Hightlight des Abends, wobei das bunt gekleidete Orchester - die mit westlichen und asiatischen Flöten- bzw. Zupfinstrumenten spielende Joven Camerata de Venezuela - durchgehend neben den Darstellern auf der Bühne zu sehen ist. Dass Sellars die zwei Komponenten - Musik und Wort - am wichtigsten waren, liegt wohl daran, dass er als Regisseur und Komponist Adams gemeinsam das Libretto verfaßt haben. Darin wird ein armes Mädchen, zunächst um seiner Mutter zu helfen, zum lukrativen "Baum", gewinnt darüber aber das Herz eines Prinzen. Das Schöne an diesem Bild vom "Baum" ist seine Doppelbedeutung zwischen zwei konträren Polen: positiv steht er für Fruchtbarkeit, Verführung, Entdeckung erster Lust; negativ für Eitelkeit, das Hervorrufen von Neid und Gier - all das, was auch eine Liebe zerstört. Das - und dabei echte und wertvolle Gefühle - über bittere Selbsterniedrigung in einem selbst zu erkennen, darum geht es in dieser Geschichte, die wie ein Märchen über Erzählungen von Sänger Eric Owens transportiert wird.
Sänger und Tänzer als Prinz und Mädchen
Der Prinz und das Mädchen sind doppelt besetzt, durch einen schwarzen US-Tenor (expressiv und stark (da dick): Russell Thomas) und den indonesischen Choreografie-Star (Eko Supriyanto - tatsächlich ein unglaublicher Tänzer von großer Körperbeherrschung und männlicher Ausdruckskraft), sowie durch eine hell singende, weiße US-Sopranistin (Jessica Rivera) und die indonesische Tanzstudentin Astri Kusuma Wardani. Die Mutter und Schwester tanzt die 57-jährige indonesische Tänzerin Rusini Sidi. - Schöne visuelle Bildmomente ergeben sich, wenn der Schizophrenie-Zustand von Gut und Schlecht, Blühen und Verkümmerung (mit Baummaske) über deren Körperverdoppelungen gezeigt werden.
Und ein Kunstwerk ist die Bühne von George Tsypin: eine Rieseninstallation von einem wandelbaren, blühenden Baum, über dessen Äste die Darsteller wandern. (e.o.)
Am 14.11.2006 wurde mit der Uraufführung A Flowering Tree das Mozart-Festival New Crowned Hope eingeläutet. Mit Spannung erwartete man, wie sich das Festivalkonzept eines Miteinanders von alternativer Ethno-Bescheidenheit und feinster Musikklassik wohl auf das Genre Oper auswirken würde. In der Politik ist es ja bis jetzt nicht unbedingt so, dass die Grünen musisch mit höchster Klasse harmonieren würden. Was also im Alltag kaum zustande kommt, sollte in Peter Sellars Regie aufgehen.
Nun, das Endprodukt aus zeitgenössisch-kommerzieller Musik von Komponist und Dirigent John Adams, klassisch-höfischem Java-Tanz, amerikanischem Operngesang und folkloristischem Gospelchor (Schola Cantorum de Venezuela) ist auf jeden Fall interessant. Die ethnische Bescheidenheit zeigt sich im moralischen Kern der erzählten Geschichte und in den leuchtenden, asiatischen Kostümen (Jeans unter goldenen, pinken, türkisen China-Look- Kleidchen), sowie in der zurückhaltenden Regie. Irgendwie erinnert das Ganze atmosphärisch an Michael Jacksons Worldsong (We Are The World).
Zurückhaltender Regiestil
Die Zurückhaltung seitens Peter Sellars ist nicht unbedingt negativ gemeint. Denn ein Mehr an Inszenierung hätte wahrscheinlich die Poesie der Worte erschlagen, sowie auch die großteils freudige, lautmalerische Musik von John Adams überfrachtet. Die Musik ist überhaupt das Hightlight des Abends, wobei das bunt gekleidete Orchester - die mit westlichen und asiatischen Flöten- bzw. Zupfinstrumenten spielende Joven Camerata de Venezuela - durchgehend neben den Darstellern auf der Bühne zu sehen ist. Dass Sellars die zwei Komponenten - Musik und Wort - am wichtigsten waren, liegt wohl daran, dass er als Regisseur und Komponist Adams gemeinsam das Libretto verfaßt haben. Darin wird ein armes Mädchen, zunächst um seiner Mutter zu helfen, zum lukrativen "Baum", gewinnt darüber aber das Herz eines Prinzen. Das Schöne an diesem Bild vom "Baum" ist seine Doppelbedeutung zwischen zwei konträren Polen: positiv steht er für Fruchtbarkeit, Verführung, Entdeckung erster Lust; negativ für Eitelkeit, das Hervorrufen von Neid und Gier - all das, was auch eine Liebe zerstört. Das - und dabei echte und wertvolle Gefühle - über bittere Selbsterniedrigung in einem selbst zu erkennen, darum geht es in dieser Geschichte, die wie ein Märchen über Erzählungen von Sänger Eric Owens transportiert wird.
Sänger und Tänzer als Prinz und Mädchen
Der Prinz und das Mädchen sind doppelt besetzt, durch einen schwarzen US-Tenor (expressiv und stark (da dick): Russell Thomas) und den indonesischen Choreografie-Star (Eko Supriyanto - tatsächlich ein unglaublicher Tänzer von großer Körperbeherrschung und männlicher Ausdruckskraft), sowie durch eine hell singende, weiße US-Sopranistin (Jessica Rivera) und die indonesische Tanzstudentin Astri Kusuma Wardani. Die Mutter und Schwester tanzt die 57-jährige indonesische Tänzerin Rusini Sidi. - Schöne visuelle Bildmomente ergeben sich, wenn der Schizophrenie-Zustand von Gut und Schlecht, Blühen und Verkümmerung (mit Baummaske) über deren Körperverdoppelungen gezeigt werden.
Und ein Kunstwerk ist die Bühne von George Tsypin: eine Rieseninstallation von einem wandelbaren, blühenden Baum, über dessen Äste die Darsteller wandern. (e.o.)
DAS URTEIL EIN FRÖHLICH-TRAURIGES SPEKTAKEL, WO MAN IMMER WIEDER ETWAS UNBEKANNTES FINDET UND STAUNT. DER ZWEITE TEIL ZIEHT SICH ALLERDINGS HIN, TROTZ DER DURCHGEHEND ELOQUENTEN MUSIK VON JOHN ADAMS.
OPER/TANZ A Flowering Tree (UA) * Musik, Dirigat, Co-Libretto: John Adams * Regie + Co-Libretto: Peter Sellars * Mit: Russell Thomas, Eko Supriyanto * Orchester: Joven Camerata de Venezuela * Chor: Schola Cantorum de Venezuela * Ort: Halle E, Museumsquartier Wien * Zeit: 16., 18., 19.11., 20h
OPER/TANZ A Flowering Tree (UA) * Musik, Dirigat, Co-Libretto: John Adams * Regie + Co-Libretto: Peter Sellars * Mit: Russell Thomas, Eko Supriyanto * Orchester: Joven Camerata de Venezuela * Chor: Schola Cantorum de Venezuela * Ort: Halle E, Museumsquartier Wien * Zeit: 16., 18., 19.11., 20h
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