OPER + BALLETT DIE ÖSTERREICHISCHEN FESTSPIELORTE SIND DRAUF UND DRAN, DEN WIENER TOURISMUSATTRAKTIONEN WIE STAATSOPER UND VOLKSOPER IN SACHEN INTERNATIONALEM MUSIK/THEATER DEN RANG AB ZU RINGEN: ABER EIN KLEINER INNOVATIONSTROPFEN KOMMT NUN VOM NEUEN THEATER AN DER WIEN
Die Präsentation des Jahresprogramms 2007 am neuen Opernhaus Theater an der Wien war eine kleine Freude. Intendant Roland Geyer bringt durch neuere Werke wie Endstation Sehnsucht (UA 1998) und Dead Man Walking (UA 2002) endlich jüngere Oper nach Wien. Denn seitens Staatsoper passiert diesbezüglich ja nichts. Barry Koskys zynische Lohengrin-Umsetzung war zuletzt höchstens ein interessanterer Zugang. Von der Volksoper unter Rudolf Berger ganz zu schweigen, wo in der Saison 05/06 nur Sophie´s Choice so etwas wie internationales, modernes Charisma hatte. Die meisten anderen Inszenierungen erinnern an Musikantenstadl im Barockkleid, sodass der junge Kunstfreund gerade noch lieber in die Staatsoper geht.
Patriarch Ioan Holender zeigt sich großzügig
Fast einen Lacher kostet es aber, dass sich Staatsoperndirektor Ioan Holender - der seine Regisseure derart erniedrigt, dass er am Monatsprogramm nicht einmal ihren Namen zur geschaffenen Inszenierung hinschreibt - pseudomäßig der Kunst gegenüber fortschrittlich gibt, indem er in Kooperation mit der neuen, designierten Belvedere-Direktorin, Agnes Husslein, junge Künstlerinnen zu den Premieren ausstellen läßt. - Wobei er aber nichts ankauft, sondern nur die Materialkosten für die Malerei zahlt, die extra zum Thema der jeweiligen Oper gefertigt werden muß. Wer wird den Künstlerinnen wohl diese Auftragswerke abkaufen?!
Der Tanz schläft auch im Theater an der Wien
Das Theater an der Wien wird außerdem Der Seelen wunderliches Bergwerk von Tobias Moretti & moderntimes heraus bringen, das zwar auf einem etablierten Komponisten-Mix beruht, aber formal und inhaltlich sehr speziell zu sein scheint. Und auch das Kabinetttheater wird ein Stück kreieren - dieses süße Figurentheater sieht man zwar auch im Konzerthaus, aber immerhin, eine nette Geste des formalen Öffnens...
Nur im Tanz ruht sich Geyer ein wenig zu sehr auf John Neumeier aus - als ob es nur diesen einen Choreographen gäbe. Und nichts gegen Anne Teresa de Keersmaeker, die vom geschätzten ImPulsTanz-Team beigesteuert wurde - nun aber auch noch im Winter, nachdem sie fast jeden Sommer in Wien tanzt, das wird doch langsam fad. (Dass sie ihren Fulltime-Job an der Brüsseler Oper verloren hat, darf als Grund nicht genügen.) Vom Ballett der Staatsoper und Volksoper unter dem Ungarn, Gyula Harangozó, wollen wir in diesem Zusammenhang lieber nicht reden ... denn diese Bestellung ist klar ersichtlich eine rein politische!
Neben der Ruhr-Triennale verblasst Wiens Szene
Das Gefühl, dass Wien insgesamt international noch immer hinten nach ist, verstärkt sich trotz der jüngsten Ansätze im Vergleich mit der deutschen Ruhr-Triennale und deren hochprofessionellen Experimenten. Tanzgrößen wie die Trisha-Brown-Company oder Alain Platels Les Ballets C. de la B. kamen zuletzt. Musikgenre-Sprenger wie David Byrne finden hier ihr Publikum. David Pountney, Intendant der Bregenzer Festspiele, inszenierte im Oktober auf technisch abenteuerliche Weise Alois Zimmermanns Die Soldaten (UA 1965) in der Jahrhunderthalle, der Maschinenhalle einer ehemaligen Stahlfabrik. Musikalisch spielen dabei drei Orchesterensembles in mehreren Handlungssträngen über- und nebeneinander, bei verschränkten Jazzelementen mit Barock-Chorälen.
Vorarlberg, Salzburg, Niederösterreich bald/schon innovativer als Wien
- Nachdem Ruhr-Triennale-Intendant Jürgen Flimm seit 1. Oktober nun neuer Intendant der Salzburger Festspiele ist, kann man dem Bundesland nur noch einmal zu dieser zukunftsweisenden Entscheidung gratulieren. Österreich, das bekanntlich viel mehr Liebe und Geld für Kunst übrig hat als andere Länder, wird daher künftig wohl wegen der sommerlichen Bundesländer zum kulturellen Aushängeschild werden. Insbesondere, da nun auch Niederösterreich ab 23.8. bis 9.9.2007 das hochqualitative Musik-Festival Grafenegg unter künstlerischer Intendanz des Pianistengenies Rudolf Buchbinder aus dem Boden stampft. Das elitäre Klassikprogramm will sich später auch dem Jazz öffnen und bei Open-air-Variante für jeden Geldbeutel erschwinglich sein.
Die sommerliche Ausnahme in Sachen Innovation bildet bisher nur Harald Serafin im Burgenland. Aber immerhin hat er für seine Operette nun Maximillian Schell als nächsten Regisseur gewonnen. Der ist zwar manchmal auch schon recht betagt, aber der wunderbar fantasievolle und vielfältige Giorgio Madia wird ihn als Choreograf schon ausreichend inspirieren, sodass es auf eigene Art doch modern sein wird. (e.o.)
Die Präsentation des Jahresprogramms 2007 am neuen Opernhaus Theater an der Wien war eine kleine Freude. Intendant Roland Geyer bringt durch neuere Werke wie Endstation Sehnsucht (UA 1998) und Dead Man Walking (UA 2002) endlich jüngere Oper nach Wien. Denn seitens Staatsoper passiert diesbezüglich ja nichts. Barry Koskys zynische Lohengrin-Umsetzung war zuletzt höchstens ein interessanterer Zugang. Von der Volksoper unter Rudolf Berger ganz zu schweigen, wo in der Saison 05/06 nur Sophie´s Choice so etwas wie internationales, modernes Charisma hatte. Die meisten anderen Inszenierungen erinnern an Musikantenstadl im Barockkleid, sodass der junge Kunstfreund gerade noch lieber in die Staatsoper geht.
Patriarch Ioan Holender zeigt sich großzügig
Fast einen Lacher kostet es aber, dass sich Staatsoperndirektor Ioan Holender - der seine Regisseure derart erniedrigt, dass er am Monatsprogramm nicht einmal ihren Namen zur geschaffenen Inszenierung hinschreibt - pseudomäßig der Kunst gegenüber fortschrittlich gibt, indem er in Kooperation mit der neuen, designierten Belvedere-Direktorin, Agnes Husslein, junge Künstlerinnen zu den Premieren ausstellen läßt. - Wobei er aber nichts ankauft, sondern nur die Materialkosten für die Malerei zahlt, die extra zum Thema der jeweiligen Oper gefertigt werden muß. Wer wird den Künstlerinnen wohl diese Auftragswerke abkaufen?!
Der Tanz schläft auch im Theater an der Wien
Das Theater an der Wien wird außerdem Der Seelen wunderliches Bergwerk von Tobias Moretti & moderntimes heraus bringen, das zwar auf einem etablierten Komponisten-Mix beruht, aber formal und inhaltlich sehr speziell zu sein scheint. Und auch das Kabinetttheater wird ein Stück kreieren - dieses süße Figurentheater sieht man zwar auch im Konzerthaus, aber immerhin, eine nette Geste des formalen Öffnens...
Nur im Tanz ruht sich Geyer ein wenig zu sehr auf John Neumeier aus - als ob es nur diesen einen Choreographen gäbe. Und nichts gegen Anne Teresa de Keersmaeker, die vom geschätzten ImPulsTanz-Team beigesteuert wurde - nun aber auch noch im Winter, nachdem sie fast jeden Sommer in Wien tanzt, das wird doch langsam fad. (Dass sie ihren Fulltime-Job an der Brüsseler Oper verloren hat, darf als Grund nicht genügen.) Vom Ballett der Staatsoper und Volksoper unter dem Ungarn, Gyula Harangozó, wollen wir in diesem Zusammenhang lieber nicht reden ... denn diese Bestellung ist klar ersichtlich eine rein politische!
Neben der Ruhr-Triennale verblasst Wiens Szene
Das Gefühl, dass Wien insgesamt international noch immer hinten nach ist, verstärkt sich trotz der jüngsten Ansätze im Vergleich mit der deutschen Ruhr-Triennale und deren hochprofessionellen Experimenten. Tanzgrößen wie die Trisha-Brown-Company oder Alain Platels Les Ballets C. de la B. kamen zuletzt. Musikgenre-Sprenger wie David Byrne finden hier ihr Publikum. David Pountney, Intendant der Bregenzer Festspiele, inszenierte im Oktober auf technisch abenteuerliche Weise Alois Zimmermanns Die Soldaten (UA 1965) in der Jahrhunderthalle, der Maschinenhalle einer ehemaligen Stahlfabrik. Musikalisch spielen dabei drei Orchesterensembles in mehreren Handlungssträngen über- und nebeneinander, bei verschränkten Jazzelementen mit Barock-Chorälen.
Vorarlberg, Salzburg, Niederösterreich bald/schon innovativer als Wien
- Nachdem Ruhr-Triennale-Intendant Jürgen Flimm seit 1. Oktober nun neuer Intendant der Salzburger Festspiele ist, kann man dem Bundesland nur noch einmal zu dieser zukunftsweisenden Entscheidung gratulieren. Österreich, das bekanntlich viel mehr Liebe und Geld für Kunst übrig hat als andere Länder, wird daher künftig wohl wegen der sommerlichen Bundesländer zum kulturellen Aushängeschild werden. Insbesondere, da nun auch Niederösterreich ab 23.8. bis 9.9.2007 das hochqualitative Musik-Festival Grafenegg unter künstlerischer Intendanz des Pianistengenies Rudolf Buchbinder aus dem Boden stampft. Das elitäre Klassikprogramm will sich später auch dem Jazz öffnen und bei Open-air-Variante für jeden Geldbeutel erschwinglich sein.
Die sommerliche Ausnahme in Sachen Innovation bildet bisher nur Harald Serafin im Burgenland. Aber immerhin hat er für seine Operette nun Maximillian Schell als nächsten Regisseur gewonnen. Der ist zwar manchmal auch schon recht betagt, aber der wunderbar fantasievolle und vielfältige Giorgio Madia wird ihn als Choreograf schon ausreichend inspirieren, sodass es auf eigene Art doch modern sein wird. (e.o.)
DAS URTEIL ZEIGT WIEN NICHT BALD MUT IN SACHEN MUSIK(THEATER)PROGRAMM-GESTALTUNG UND REGISSEURE- BZW. CHOREOGRAFEN-AUSWAHL, WIRD ES BALD VON DEN BUNDESLÄNDERN GESCHLAGEN SEIN: DENN DORT LÄUFT IM SOMMER VERGLEICHSWEISE DAS BESSERE PROGRAMM.