Bild unten: Picasso muß beim Malen nicht nur erregt gewesen sein, sondern dabei den Wunsch gehabt haben, das Modell (und sich) zu befriedigen. Der Penis auf seinen Bildern kann zum Finger werden, der an die Stellen der Frau greift, wo es ihr gefällt... Picassos Erotikkonstellation kreist immer zwischen Zärtlichkeit und Vergewaltigung des Modells. Der Mann ist meist über-, die Frau unterlegen, selbst wenn sie bewundert dargestellt ist. Nur bei den Göttern der Liebe ist der Mann winzig klein, womit Picasso den Mann als den, in Wahrheit der Frau Ausgelieferten zeigt. Da es dem "Amor" aber dezidiert um die Liebe geht und der "Venus" eher um Begierde und Fruchtbarkeit, könnte damit auch gemeint sein, dass die bloße Lust vor der Liebe steht. Das würde auch erklären, warum Picasso auf allen seinen Bildern die Geschlechtsorgane so übergroß hervor hebt: (Venus und Amor, 13.12.1968, Öl auf Leinwand, 194,9 x 97,2 cm, © Succession Picasso/VBK, Wien, 2006. Im Besitz der Sammlung Würth, Künzelsau)
Zwei Bilder oben: Einsamkeit am Ende, Picasso als Totenkopf (Kopf (Selbstporträt), 30.7.1972, Schwarze und farbige Kreiden, auf Papier, 65,7 x 50,5 cm, © Succession Picasso/VBK, Wien, 2006. Privatsammlung, Courtesy Fuji Television Gallery), und doch ein Abschied mit versöhnend-erotisch-liebender Umarmung (Die Umarmung, 1.7. 1972, Öl auf Leinwand, 130 x 195 cm, © Succession Picasso/VBK, Wien, 2006. Larry Gagosia Foto: Robert McKeever)
Bild oben: Der Musketier war für Picasso ein Symbol für Männlichkeit schlechthin, sowie die Pfeife als Phallus. Hier findet er zu einer kindlich-selbstironischen Abwandlung: Männerporträt mit Schwert und Blume (2.8., 27.9.1969, Öl auf Leinwand, 146 x 115 cm, © Succession Picasso/VBK, Wien, 2006. Privatsammlung, mit freundlicher Genehmigung Fundación Almine y Bernard Ruiz-Picasso para el Arte Foto: Marc Domage).
ALBERTINA WIEN MIT PICASSO KONNTE MAN SICH BESTIMMT GUT ÜBER EROTIK UNTERHALTEN. ALSO NICHT NUR EIN MANN DER TAT... UND WAHRSCHEINLICH WAR ER WENIGER MACHO, ALS ALLGEMEIN GESAGT. BESONDERS IM ALTER
Die Ausstellung Malen gegen die Zeit in der Wiener Albertina ist ein Sinnesrausch durch ein lüsternes Meer an Geschlechtsteilen, Erotik, Lebensfreude, Selbstironie und nahendem Tod. Erlebt und künstlerisch umgesetzt von Pablo Picasso (Skorpion, geb. 25.10.1881 in Spanien, gestorben am 8.4.1973 in Mougins) in seiner letzten Lebenszeit zwischen 79-91 Jahren. Den Anfang macht das Kapitel "Freiheit", das Ende beschließt Picassos letztes Bild Die Umarmung: in Rosa und Blau, wie in seinen frühen Perioden. "Schmerz und Sinnlichkeit sind wieder da. Das Leben ist vom Meer entsprungen und sinkt wieder hinein", interpretiert es Kurator Werner Spies.
Die Erotik beginnt und endet im Kopf
All die geladene Kraft, die in Picasso saß, spricht aus diesen letzten Werken. Nirgends spürt man seinen Charakter mehr als hier. Und doch lassen sie bitter erahnen, dass er zu all jener Lust, die er Zeit seines Lebens gelebt hatte, nur noch am Papier fähig war. Im Anblick seiner um 45 Jahre jüngeren, möglicherweise sexuell unbefriedigten Frau, Jacqueline Roque ... Und doch sehen wir hier ein selbstherrliches Genie, von anderen Künstlern neidvoll verhaßt, der alles hatte und sich entschieden gegen die allgegenwärtige Konzeptkunst der 1960er wandte. Er scherte sich einen Dreck darum, ob seine Bilder noch "gefielen" oder nicht. "Picasso war der zeitgenössischste aller Künstler - besonders im Alter", beschreibt ihn Werner Spies.
Fühlte Picasso "Ich habe keine Zeit mehr"?
Lange wurden Picassos Alterswerke als Symptom von Vergreisung abgetan. Jedoch werkte er bis zuletzt wie ein Fabriksarbeiter, streng nach fixer Zeitplanung pro Bild, was sein eigenes, wiederum geniales "Zeit-Konzept" erkennen läßt. Innerhalb dieses Zeitraums von einem Tag können die kleinformatigen grafischen Werke reflektiert, erzählfreudig und akribisch ausgeführt sein, während die Malerei furios, skizzenhaft-expressiv ist.
Es scheint aber vor allem, als wollte Picasso über diesen diszipliniert-strengen Arbeitsfluß den kommenden Tod überlisten, ihn überarbeiten, verdrängen. Er spürte ihn dennoch nahen, besonders gegen Ende seines Lebens, um 1972. Das zeigen die monumental-bedrohlichen Figuren, die - jeweils alleine - den Bildraum beherrschen. Die Farben werden immer schriller, ganze Partien bleiben unbearbeitet. Die Spannung in den Bildern schreit vor "Einsamkeit", wobei die Angst vor dem endgültigen Aus bereits akzeptiert worden scheint. Darunter sind Totenschädel mit expressiv geweiteten Augen, die auf den Betrachter (= in den Tod) starren: es sind Picassos Augen. (r.r.)
Die Ausstellung Malen gegen die Zeit in der Wiener Albertina ist ein Sinnesrausch durch ein lüsternes Meer an Geschlechtsteilen, Erotik, Lebensfreude, Selbstironie und nahendem Tod. Erlebt und künstlerisch umgesetzt von Pablo Picasso (Skorpion, geb. 25.10.1881 in Spanien, gestorben am 8.4.1973 in Mougins) in seiner letzten Lebenszeit zwischen 79-91 Jahren. Den Anfang macht das Kapitel "Freiheit", das Ende beschließt Picassos letztes Bild Die Umarmung: in Rosa und Blau, wie in seinen frühen Perioden. "Schmerz und Sinnlichkeit sind wieder da. Das Leben ist vom Meer entsprungen und sinkt wieder hinein", interpretiert es Kurator Werner Spies.
Die Erotik beginnt und endet im Kopf
All die geladene Kraft, die in Picasso saß, spricht aus diesen letzten Werken. Nirgends spürt man seinen Charakter mehr als hier. Und doch lassen sie bitter erahnen, dass er zu all jener Lust, die er Zeit seines Lebens gelebt hatte, nur noch am Papier fähig war. Im Anblick seiner um 45 Jahre jüngeren, möglicherweise sexuell unbefriedigten Frau, Jacqueline Roque ... Und doch sehen wir hier ein selbstherrliches Genie, von anderen Künstlern neidvoll verhaßt, der alles hatte und sich entschieden gegen die allgegenwärtige Konzeptkunst der 1960er wandte. Er scherte sich einen Dreck darum, ob seine Bilder noch "gefielen" oder nicht. "Picasso war der zeitgenössischste aller Künstler - besonders im Alter", beschreibt ihn Werner Spies.
Fühlte Picasso "Ich habe keine Zeit mehr"?
Lange wurden Picassos Alterswerke als Symptom von Vergreisung abgetan. Jedoch werkte er bis zuletzt wie ein Fabriksarbeiter, streng nach fixer Zeitplanung pro Bild, was sein eigenes, wiederum geniales "Zeit-Konzept" erkennen läßt. Innerhalb dieses Zeitraums von einem Tag können die kleinformatigen grafischen Werke reflektiert, erzählfreudig und akribisch ausgeführt sein, während die Malerei furios, skizzenhaft-expressiv ist.
Es scheint aber vor allem, als wollte Picasso über diesen diszipliniert-strengen Arbeitsfluß den kommenden Tod überlisten, ihn überarbeiten, verdrängen. Er spürte ihn dennoch nahen, besonders gegen Ende seines Lebens, um 1972. Das zeigen die monumental-bedrohlichen Figuren, die - jeweils alleine - den Bildraum beherrschen. Die Farben werden immer schriller, ganze Partien bleiben unbearbeitet. Die Spannung in den Bildern schreit vor "Einsamkeit", wobei die Angst vor dem endgültigen Aus bereits akzeptiert worden scheint. Darunter sind Totenschädel mit expressiv geweiteten Augen, die auf den Betrachter (= in den Tod) starren: es sind Picassos Augen. (r.r.)
Mehr zum Thema Alter & Künstler (H.Nitsch/A.Rainer), finden Sie auf www.intimacy-art.com/artists/talks/life
DAS URTEIL DASS KURATOR WERNER SPIES PABLO PICASSO MIT GRÖSSTER EINFÜHLSAMKEIT BIS IN DIE TIEFE SEINES HERZENS VERSTEHT, SPÜRT MAN IN DIESEM SENSIBLEN, EMOTIONSGELADENEN, HOCH-EROTISCHEN BILDERPARADIES.
Ausstellung: Malen gegen die Zeit - Picasso * Kurator: Werner Spies * Ort: Albertina Wien * Zeit: bis 7.1.07, 10-18h, Mittwoch bis 21h
Ausstellung: Malen gegen die Zeit - Picasso * Kurator: Werner Spies * Ort: Albertina Wien * Zeit: bis 7.1.07, 10-18h, Mittwoch bis 21h
No comments:
Post a Comment