MUSEUMSQUARTIER - IMPULSTANZ DIE BRIT-INDER AKRAM KHAN UND INDIE-POPMUSIKER NITIN SAWHNEY GEBEN EIN BEISPIEL FÜR DAS FUNKTIONIEREN DER CREATIVE INDUSTRIES UNTER DEM SIGEL DER MIGRATION - IN BAHOK
Das letzte Mal, als der britische Inder Akram Khan in Wien über sein bikulturelles Identitätsproblem gesprochen hat, geschah in zero degrees (UA 2005) im Duett mit dem flämischen Morakkaner-Einwanderer Sidi Larbi Cherkaoui. Wie jetzt wieder, setzte er dabei auf die Musik des ebenfalls Brit-Inders Nitin Sawhney, der dort zur unglaublichen Schönheit der Produktion beigetragen hat. Damals arbeitete dieser mit einem rasant beschwingten Live-Orchester mit klassischen und indischen Instrumenten. Heuer waren die Klänge mit unter den Herzpuls gehendem, dumpf-dröhnendem Discoschlagwerk - trotz mehrstimmiger Sitar-Gitarre, (Hirten-)Flöten und Celli - technoartiger Natur, und damit weit Jugendkultur orientierter. Womit aber dennoch zu konstatieren ist: Die toll gesteigerte Musik war diesmal, in bahok, (wieder) das Beste sowie die sehr aggressiv getanzten, synchronen Modern-Jazztanz-Bollywood-Teile, die griffige Dynamik versprühen - ganz so, wie man es sich im Zeitalter der creative industries vorstellt, worin diese phasenweise effektreiche Produktion als Kind Großbritanniens ja mitsamt marktwirtschaftlich "funkionierendem" Multikultithema wurzelt.
Banal erzählte Geschichte
Ansonsten ist die Geschichte jedoch, so wie sie erzählt ist, fast banal: sowohl inhaltlich, textlich, als auch im Ablauf zwischen Wort - Schauspiel - Tanz. Als Passagenerzählung wechseln sich die einzelnen künstlerischen Ausdrucksformen blockweise ab, ohne ineinander zu greifen, sodass es zu keiner dramatischen Steigerung kommen kann. Es wirkt insgesamt bis zuletzt nur "arrangiert". Außerdem ist das hysterische Geheule und Geplappere der sichtlich besseren Tänzerin als Schauspielerin, Eulalia Ayguade Farro, kaum erträglich, die mit spanisch-akzentuiertem Englisch in der Bühnen-Abflughalle jeden reisenden Passanten über ihre depressive Lage informiert, der sich zufällig neben sie setzt. Ihre Worte zur "Chinesin" über den Regen, der sich ihr quälend ins Bewußtsein dränge, und ihre Verwirrtheit gegenüber der vielen "Götter Indiens", wo es ja auch regnen könne, wie überall, wirken aufgesetzt. "Aber dass Leute immigrieren, das ist mein Problem!", endet sie, bevor sie ihrem Ärger in einem vehementen Bodentanzsolo freien Lauf lässt. Sie ist eine der fünf TänzerInnen aus Akram Khans Company, die in dieser Produktion je einen Menschen aus einer anderen Kultur repräsentieren. Drei Tänzer - Meng Ning Ning, Wang Yitong und Zhang Zhenxin - kommen vom National Ballet of China, wodurch dieses Werk die multikulturelle Schwierigkeit noch durch eine interdisziplinäre Bewegungssprachen-Vermischung unterstreicht - oder eben umso interessanter macht. Denn einer der Chinesen ist sogar zu einer Denise Biellmann-Pirouette fähig - was man bisher nur im Eiskunstlauf bei Frauen zu sehen bekam.
In dieser wartenden, von Unschlüssigkeitsgefühlen getragenen Abflugsszenerie von der Neu- zur Alt-Heimat, während die (gelungene) digitale Leuchttafel mit "Please Wait", "Delayed", "Rescheduled" aufblinkt, was dann in die elementaren Symbolworte des Überlebens "Air", "Water", "Fire", "Earth", und am Schluß "Hope", "Home", übergeht, erwünschen sich die Betroffenen die Vision von einer möglichen "gemeinsamen Zwischenheimat". Bei dem langen Warten, wo sich etwa eine bindungshungrige Frau wie Ballast an Akram Khan hängt, generell aber jeder sein Fremdheitsgefühl im globalen Durchlauf beklagt, selbst wenn gerade das es ihm ermöglicht, den anderen ein individuelles Solo vortanzen zu können, wäre ihnen eine Realisation gegönnt. Auch wenn die Atmosphäre der Show insgesamt bei wiederkehrendem Handygerede (wohl mit den Verwandten der Heimat) im kommerziellen Leben stehend privilegiert genährt und fröhlich erscheint, sodass der Jammer nicht wirklich geglaubt werden kann. e.o./a.c.
Das letzte Mal, als der britische Inder Akram Khan in Wien über sein bikulturelles Identitätsproblem gesprochen hat, geschah in zero degrees (UA 2005) im Duett mit dem flämischen Morakkaner-Einwanderer Sidi Larbi Cherkaoui. Wie jetzt wieder, setzte er dabei auf die Musik des ebenfalls Brit-Inders Nitin Sawhney, der dort zur unglaublichen Schönheit der Produktion beigetragen hat. Damals arbeitete dieser mit einem rasant beschwingten Live-Orchester mit klassischen und indischen Instrumenten. Heuer waren die Klänge mit unter den Herzpuls gehendem, dumpf-dröhnendem Discoschlagwerk - trotz mehrstimmiger Sitar-Gitarre, (Hirten-)Flöten und Celli - technoartiger Natur, und damit weit Jugendkultur orientierter. Womit aber dennoch zu konstatieren ist: Die toll gesteigerte Musik war diesmal, in bahok, (wieder) das Beste sowie die sehr aggressiv getanzten, synchronen Modern-Jazztanz-Bollywood-Teile, die griffige Dynamik versprühen - ganz so, wie man es sich im Zeitalter der creative industries vorstellt, worin diese phasenweise effektreiche Produktion als Kind Großbritanniens ja mitsamt marktwirtschaftlich "funkionierendem" Multikultithema wurzelt.
Banal erzählte Geschichte
Ansonsten ist die Geschichte jedoch, so wie sie erzählt ist, fast banal: sowohl inhaltlich, textlich, als auch im Ablauf zwischen Wort - Schauspiel - Tanz. Als Passagenerzählung wechseln sich die einzelnen künstlerischen Ausdrucksformen blockweise ab, ohne ineinander zu greifen, sodass es zu keiner dramatischen Steigerung kommen kann. Es wirkt insgesamt bis zuletzt nur "arrangiert". Außerdem ist das hysterische Geheule und Geplappere der sichtlich besseren Tänzerin als Schauspielerin, Eulalia Ayguade Farro, kaum erträglich, die mit spanisch-akzentuiertem Englisch in der Bühnen-Abflughalle jeden reisenden Passanten über ihre depressive Lage informiert, der sich zufällig neben sie setzt. Ihre Worte zur "Chinesin" über den Regen, der sich ihr quälend ins Bewußtsein dränge, und ihre Verwirrtheit gegenüber der vielen "Götter Indiens", wo es ja auch regnen könne, wie überall, wirken aufgesetzt. "Aber dass Leute immigrieren, das ist mein Problem!", endet sie, bevor sie ihrem Ärger in einem vehementen Bodentanzsolo freien Lauf lässt. Sie ist eine der fünf TänzerInnen aus Akram Khans Company, die in dieser Produktion je einen Menschen aus einer anderen Kultur repräsentieren. Drei Tänzer - Meng Ning Ning, Wang Yitong und Zhang Zhenxin - kommen vom National Ballet of China, wodurch dieses Werk die multikulturelle Schwierigkeit noch durch eine interdisziplinäre Bewegungssprachen-Vermischung unterstreicht - oder eben umso interessanter macht. Denn einer der Chinesen ist sogar zu einer Denise Biellmann-Pirouette fähig - was man bisher nur im Eiskunstlauf bei Frauen zu sehen bekam.
In dieser wartenden, von Unschlüssigkeitsgefühlen getragenen Abflugsszenerie von der Neu- zur Alt-Heimat, während die (gelungene) digitale Leuchttafel mit "Please Wait", "Delayed", "Rescheduled" aufblinkt, was dann in die elementaren Symbolworte des Überlebens "Air", "Water", "Fire", "Earth", und am Schluß "Hope", "Home", übergeht, erwünschen sich die Betroffenen die Vision von einer möglichen "gemeinsamen Zwischenheimat". Bei dem langen Warten, wo sich etwa eine bindungshungrige Frau wie Ballast an Akram Khan hängt, generell aber jeder sein Fremdheitsgefühl im globalen Durchlauf beklagt, selbst wenn gerade das es ihm ermöglicht, den anderen ein individuelles Solo vortanzen zu können, wäre ihnen eine Realisation gegönnt. Auch wenn die Atmosphäre der Show insgesamt bei wiederkehrendem Handygerede (wohl mit den Verwandten der Heimat) im kommerziellen Leben stehend privilegiert genährt und fröhlich erscheint, sodass der Jammer nicht wirklich geglaubt werden kann. e.o./a.c.
DAS URTEIL BEI DER BANALEN DRAMATURGIE IN BAHOK WARTET MAN NUR AUF DIE EFFEKTVOLLEN BOLLYWOOD-JAZZTANZ-NUMMERN ZU NITIN SAWHNEYs TOLLER MUSIK.
Vergleiche mit Khan-Immigranten-Story auf intimacy: art über diesen Link: EINWANDERER UND AUSLANDSKUNST - ZWISCHEN POLIT-UTENSIL, SEX UND STILVOLLENDUNG - CHERKAOUI & KHAN, MACRAS BIS KOREA
TANZ bahok * Von und mit: Akram Khan Company & National Ballet of China (UK/CN) * Ort: Halle E/MQ * Zeit: 17., 19.7.2008: 21h
Vergleiche mit Khan-Immigranten-Story auf intimacy: art über diesen Link: EINWANDERER UND AUSLANDSKUNST - ZWISCHEN POLIT-UTENSIL, SEX UND STILVOLLENDUNG - CHERKAOUI & KHAN, MACRAS BIS KOREA
TANZ bahok * Von und mit: Akram Khan Company & National Ballet of China (UK/CN) * Ort: Halle E/MQ * Zeit: 17., 19.7.2008: 21h
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