Wednesday, March 14, 2007

TANZ: BEN VAN CAUWENBERGHS QUEEN-GESCHMACKLOSIGKEIT

Karina Sarkissova und András Lukács sind in diesem Duett so gut wie das einzig Erträgliche in der Queen-Homage der Wiener Volksoper. Foto © Dimo Dimov/DasBallett der Wiener Staatsoper und Volksoper


VOLKSOPER WIEN NACH DER BESSEREN ANNA KARENINA VON BORIS EIFMAN FÄLLT DAS WIENER STAATS- UND VOLKSOPERNBALLETT MIT BEN VAN CAUWENBERGHS TANZHOMMAGE AN QUEEN ABERMALS IN DEN STATUS DER PROVINZKOMPAGNIE ZURÜCK

Hat man in letzter Zeit nur überdurchschnittlich gelungene Kunst erlebt - siehe letzte Kritiken unten -, fällt es besonders auf, wenn etwas unter jedem Niveau liegt: das Ballett der Wiener Staats- und Volksoper hat mit Ben van Cauwenberghs Tanzhommage an Queen wieder einmal den Vogel abgeschossen. Diese Produktion reiht sich in die Flops "Ballettgala" und "Cavallari-Tschaikowski Impressionen" ein. Nämlich, indem der belgische Choreograph und Dmitrij Simkin (Bühne, Konzept, Video) genau das bis zur Spitze der Unerträglichkeit herausgearbeitet haben, was bereits bei der Popgruppe Queen (Freddie Mercury) als prinzipielle Geschmacklosigkeit angelegt ist: die Vereinigung von Rock und Pathos. Und das alles verpackt in altbackene, verstaubte Atmosphäre. - Etwas fürs Schmuddelgefühl.

So wie Mercury in unermeßlicher Hysterien-Theatralität - wozu keine Frau jemals imstande wäre - die Rocksongs sang, so tanzt hier das Ballett zu den Queen-Songs: da trippeln zum Beat gekünstelte Ballerinas, schweben zu Drums Jazztanz-Gruppen - jede körpergeerdete Britney Spears oder Jennifer Lopez wüßte besser, wie das umzusetzen ist, damit es wirkt, groovt und "stimmt". Selbst Boris Eifman wüßte es mit seiner Liebe zur platten Direktheit besser.

So wie Mercury in seinen Frauenkleidchen staubsaugte, so verkleidet sich mancher travestierende Tänzer. Das ist in einer Szene für zwei Minuten einigermaßen lustig. - Denn man sucht als Zuschauer ja stets innerhalb des Grauens verzweifelt nach etwas halbwegs Erträglichem, damit es doch zu überstehen sei. Die anderen acht Minuten in den zwei grindigen Stunden machen kurze Duette des leidenschaftlichen Paars András Lukács und Karina Sarkissova, und von András Lukács und Daniil Simkin aus, sowie eine Radfahr-Nummer zu I Want To Ride My Bycicle, wo ein extra gedrehtes Video mit einer Realfahrradszene überschnitten wird. Dagmar Kronberger, Irina Tsymbal und Mihail Sosnovschi sowie Emilia Baranowicz fallen durch ihr Bewegungscharisma - wie immer - auf. Das reicht aber bei Gott nicht, um an dieser Unästhetik und dramaturgischen Unreflektiertheit auch nur irgendetwas zu entschuldigen. e.o.


DAS URTEIL NOCH SCHRECKLICHER ALS ES QUEEN JEMALS WAR. WEDER RETROCHIC, NOCH ALS TANZ-INTERPRETATION ZEITGEMÄSS.

BALLETT Tanzhommage an Queen * Von: Ben van Cauwenbergh * Bühne, Konzept, Video: Dmitrij Simkin * Mit: Das Ballett der Staats- und Volksoper * Ort: Volksoper Wien * Zeit: 07.02+27.06.2008: 20h + 17.02.2008: 18h + 14., 24.4.+22.6.2008: 19h * 29.2.2008: 19h30, siehe www.volksoper.at

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