... denn fängt erst mal Onkel Bernard mit seinem witzlosen Weihnacht-Puppenspiel an, hat nicht nur der militante Harvey (Rainer Frieb) das Gefühl, mit diesem trockenen Leben brechen zu müssen ... Leider gibt´s in dem Stück aber keinen trockenen Humor. (Fotos © Gabriela Brandenstein)
VOLKSTHEATER BRITISCHES STÜCK OHNE BRITISCHEN WITZ: ALAN AYCKBOURNS SCHÖNE BESCHERUNGEN UNTER DER REGIE VON PATRICK SCHLÖSSER
Da hat man einen britischen Humor, dessen Humor ohne britische Trockenheit naturgemäß kaum funktionieren wird, und was macht der deutsche Regisseur Patrick Schlösser daraus? - Einen feucht-fröhlichen Durchschnittsschwank deutschösterreichischer Durchschnittsmentalität ohne jeden Esprit. Schade um das zeitlich gut am Volkstheater angesetzte Schöne Bescherungen von Alan Ayckbourn, das - so wie es umgesetzt ist -, kaum über die Weihnachtsfeiertage hinaus interessant für das österreichische Publikum sein wird. Denn mit Kunst hat das alles nichts mehr zu tun, sondern nur noch mit der Aufgeregtheit vor und während der Bescherungszeit.
Feuchte statt trockene Biederkeit
Aus der biederen Lustigkeit in biederem Bühnenbild (Etienne Pluss) noch das Beste machen als biedere Schauspieler: Rainer Frieb als Ex-Wachmann Harvey, der mit einer Portion "Nazicharakter"- Sauberkeitsfanatismus mißtrauisch hinter allem und jedem Schlechtes sieht und seine Nichten und Neffen mit Waffen beschenken will, damit sie gegen das Leben gewappnet sind. Betrice Frey rettet als Phyllis in ruppig bodenständiger Natur, die mit Ihrer in mancher Hinsicht überein zu stimmen scheint, manch halblustige Lach-Konstruktion mit Schauspielern, die an sich gut sind, in diese Inszenierungsweise aber nur schwer hinein passen. Allen voran Till Firit - mit seiner spannend geheimnisvollen Art an-sich der Lieblingsschauspieler am Volkstheater von intimacy: art -, der als Schriftsteller Clive trotz seiner außenseiterisch darüberstehenden Rolle, zu sehr in die Provinzmentalität dieser Weihnacht-feiernden Alltagsfamilie gedrängt wird. Etwas mehr Distanz als Charakter hätte ihm und dem Stück gut getan, um den Kontrast einer anderen Lebenseinstellung transparent zu machen. Dennoch wäre das Stück ohne Firit wahrscheinlich überhaupt zum Vergessen gewesen, weil dann wirklich jede Eleganz und jedes Geheimnis gefehlt hätten. Angenehm und leger wirkt "Neville" Günter Franzmeier, der als weit blickender, sich nicht aus der Ruhe bringender Ehemann von Belinda trotz seines fast-Hörner-aufgesetzten Status keinen Abbruch als Charakter nimmt. - Seine Frau (Susa Meyer spielt passend) fühlt sich von Clive magisch angezogen... was denn auch für die eigentlichen "nichts-geschehenden" Turbulenzen im Weihnachtstrubel sorgt.
Landpomaranze für Wiener Landpomaranzen
Den Inhalt dieser Geschichte nach zu erzählen lohnt sich ansonsten kaum, denn sie ist so blöd (doch möglicherweise aus dem Familienleben heraus betrachtet so lebensecht) wie die Geschichte, die Onkel Bernard, Phyllis' Mann, Marcello de Nardo, am Weihnachtsabend den Kindern mittels Schweinchen-Puppentheater erzählt - leider hat auch er das Alles nicht trocken genug, sondern fast naiv hysterisch gegeben, so wie es möglicherweise ein echter, frustrierter, untalentierter, alter Mann tun würde. Der Witz dieses Stücks wurde somit in Grund und Boden gespielt, was nicht an den Schauspielern liegt, sondern an der visions- und abstraktionsunfähigen Regie Schlössers. Andererseits stellt sich die Frage, ob das nicht wegen des Durchschnittspublikums im Volkstheater geschieht, das im Altersschnitt von 65+ und bei kleiner Lust zum Intellektualismus, kaum etwas anderes als tantigen Realismus akzeptieren würde. Doch man sollte zumindest in kleinen Schritten versuchen, seine Sicht auf die Dinge in ein städtisches Niveau zu lenken. Damit die Wiener Bürger nicht "bleiben" wie Belindas peinliche Schwester Rachel, gespielt von Claudia Sabitzer als altjungfräuliche Landpomaranze, die Sex und "gute" Literatur (Clive) haben will, aber nie bekommt und bekommen wird. e.o.
Da hat man einen britischen Humor, dessen Humor ohne britische Trockenheit naturgemäß kaum funktionieren wird, und was macht der deutsche Regisseur Patrick Schlösser daraus? - Einen feucht-fröhlichen Durchschnittsschwank deutschösterreichischer Durchschnittsmentalität ohne jeden Esprit. Schade um das zeitlich gut am Volkstheater angesetzte Schöne Bescherungen von Alan Ayckbourn, das - so wie es umgesetzt ist -, kaum über die Weihnachtsfeiertage hinaus interessant für das österreichische Publikum sein wird. Denn mit Kunst hat das alles nichts mehr zu tun, sondern nur noch mit der Aufgeregtheit vor und während der Bescherungszeit.
Feuchte statt trockene Biederkeit
Aus der biederen Lustigkeit in biederem Bühnenbild (Etienne Pluss) noch das Beste machen als biedere Schauspieler: Rainer Frieb als Ex-Wachmann Harvey, der mit einer Portion "Nazicharakter"- Sauberkeitsfanatismus mißtrauisch hinter allem und jedem Schlechtes sieht und seine Nichten und Neffen mit Waffen beschenken will, damit sie gegen das Leben gewappnet sind. Betrice Frey rettet als Phyllis in ruppig bodenständiger Natur, die mit Ihrer in mancher Hinsicht überein zu stimmen scheint, manch halblustige Lach-Konstruktion mit Schauspielern, die an sich gut sind, in diese Inszenierungsweise aber nur schwer hinein passen. Allen voran Till Firit - mit seiner spannend geheimnisvollen Art an-sich der Lieblingsschauspieler am Volkstheater von intimacy: art -, der als Schriftsteller Clive trotz seiner außenseiterisch darüberstehenden Rolle, zu sehr in die Provinzmentalität dieser Weihnacht-feiernden Alltagsfamilie gedrängt wird. Etwas mehr Distanz als Charakter hätte ihm und dem Stück gut getan, um den Kontrast einer anderen Lebenseinstellung transparent zu machen. Dennoch wäre das Stück ohne Firit wahrscheinlich überhaupt zum Vergessen gewesen, weil dann wirklich jede Eleganz und jedes Geheimnis gefehlt hätten. Angenehm und leger wirkt "Neville" Günter Franzmeier, der als weit blickender, sich nicht aus der Ruhe bringender Ehemann von Belinda trotz seines fast-Hörner-aufgesetzten Status keinen Abbruch als Charakter nimmt. - Seine Frau (Susa Meyer spielt passend) fühlt sich von Clive magisch angezogen... was denn auch für die eigentlichen "nichts-geschehenden" Turbulenzen im Weihnachtstrubel sorgt.
Landpomaranze für Wiener Landpomaranzen
Den Inhalt dieser Geschichte nach zu erzählen lohnt sich ansonsten kaum, denn sie ist so blöd (doch möglicherweise aus dem Familienleben heraus betrachtet so lebensecht) wie die Geschichte, die Onkel Bernard, Phyllis' Mann, Marcello de Nardo, am Weihnachtsabend den Kindern mittels Schweinchen-Puppentheater erzählt - leider hat auch er das Alles nicht trocken genug, sondern fast naiv hysterisch gegeben, so wie es möglicherweise ein echter, frustrierter, untalentierter, alter Mann tun würde. Der Witz dieses Stücks wurde somit in Grund und Boden gespielt, was nicht an den Schauspielern liegt, sondern an der visions- und abstraktionsunfähigen Regie Schlössers. Andererseits stellt sich die Frage, ob das nicht wegen des Durchschnittspublikums im Volkstheater geschieht, das im Altersschnitt von 65+ und bei kleiner Lust zum Intellektualismus, kaum etwas anderes als tantigen Realismus akzeptieren würde. Doch man sollte zumindest in kleinen Schritten versuchen, seine Sicht auf die Dinge in ein städtisches Niveau zu lenken. Damit die Wiener Bürger nicht "bleiben" wie Belindas peinliche Schwester Rachel, gespielt von Claudia Sabitzer als altjungfräuliche Landpomaranze, die Sex und "gute" Literatur (Clive) haben will, aber nie bekommt und bekommen wird. e.o.
DAS URTEIL TROCKENES STÜCK OHNE TROCKENEN WITZ - SCHADE!
THEATER Schöne Bescherungen * Von: Alan Ayckbourn * Regie: Patrick Schlösser * Mit: Beatrice Frey, Heike Kretschmer, Susa Meyer, Claudia Sabitzer, Raphael von Bargen, Till Firit, Günter Franzmeier, Rainer Frieb, Marcello de Nardo * Ort: Volkstheater * Zeit: 11., 19., 27., 28.3., 5., 6., 14.4.2008: 19h30-21h55
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