Thursday, August 01, 2013

impulstanz 2013 -TAGEBUCH 1: MIT DEM RAD VON NAVARIDAS / DEUTINGER ZU OLIVIER DUBOIS

--> Speaking of which: Zu zaghaftes Körperkommentar zu komplexen Sachverhalten, Gedanken und verbalen Analysen von Marta Navaridas und Alex Deutinger ....
--> ... weil man die Bewegungstöne und Raumakustik im Video nicht hört. So ging der Kommentar unter. Den darauf bezogenen gesprochenen Wissenschaftstext verstand man wegen des Haltens auf Englisch auch nur in Fetzen. (Video-Screenshots © Navaridas/Deutinger)
--> Le Sacre du Printemps als Vorlage von Olivier Dubois´ Pret a baiser: Der Kuss zwischen Künstler (Dubois) und Muse (Mohamed Kouadri-Sameut) ...
--> ... lässt lange auf sich warten. Dafür dauert er dann ...
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... umso länger. Weil der Künstler seinen kleinlauten Partner wie ein schweres Vieh übermannt. (Fotos © Boris Munger)


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VOM SCHAUSPIELHAUS ZUM ODEON DIE ERREGUNG GEGENÜBER DEM IMPULSTANZ-FESTIVALSTART IST GRÖSSER ALS DIE BEFRIEDIGUNG DURCH DEN KÜNSTLERISCHEN AUFTAKT OLIVIER DUBOIS PRET A BAISER SOWIE DES 8:TENSION-STÜCKS SPEAKING OF WHICH VON NAVARIDAS & DEUTINGER – ERSTE TAGEBUCHAUFZEICHNUNG.


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HURRA, HURRA, impulstanz!

Am 11. Juli 2013 schwinge ich mich gegen 19 Uhr auf mein Fahrrad.
Zum Wiener Schauspielhaus, 20 Uhr Speaking of which von Marta Navaridas und Alex Deutinger aus der 8:tension-Newcomer-Schiene.

42 bin ich jetzt. Schäme mich nicht zu sagen, dass ich mit dem Rad zu einer Theater-Aufführung fahre.

Ich besuche ImPulsTanz seit zehn Jahren, weil ich dorthin mit dem Rad fahren kann. „Muss“. Alle Eingefleischten kommen so.

ImPulsTanz macht im wahrsten Sinne des Wortes „frei“, frei von Eitelkeit, frei von Konvention, frei vom Alltag, frei von Prüderie. Nirgends ist das Individuum so sehr Substanz wie hier.

Deshalb die Tagebuch-Form. Mein Falter-Kollege, Wolfgang Kralicek, hat sie auch öfter gewählt, für seine Wiener-Festwochen-Marathon-Besuche. Sein Grund war der Marathon.
 
Ich gehe nicht zu allen „wichtigen“ Stücken. Etwa nicht zum Duo Partita 2 zur Musik Bachs. Anne Teresa De Keersmaeker und Boris Charmatz waren mir im Werbe-Kurzvideo zu angestrengt.

Zu moralisierend.
Geht mit meinem Bedürfnis nach sommerlicher Freiheit nicht überein.
Jetzt, im Schauspielhaus, sehe ich auch so etwas Ähnliches:
It´s completely English spoken.


As an audience I should have spoken a lot of English in my pre-show-rehearsal to get into it. ´Cause they deal with difficult science-stuff that I hardly would understand in my native language. The two performers, Navaridas and Deutinger, sit on the side of the stage, looking to the video-wall on the stage. They say the English text while their bodies in the video comment their words with their movements. The main problem, why this attempt to show something in a new (inverted) form fails (normally the text comes from the loudspeaker whereas the movement comes live from stage), is that they turn off the whole movement- and room-acoustic-sound of the video. So you don´t perceive whether the words nor the movement within the understanding-department of your brain.
Die Frau sagt zwar am Ende, „I think, I got it“, was wohl heißt, dass der (weibliche) Instinkt mehr mitkriegt als er bewusst auszusprechen vermag. Für diese Aussage hätte man aber besser den Film-Klassiker aus dem Jahr 1977 Die Spitzenklöpplerin mit Isabelle Huppert in ihrer ersten Rolle gezeigt. Der rührt einen bis ins Mark, nachdem ihr philosophisch verkopfter Studenten-Liebhaber nicht wahrhaben will, dass das instinktive Verständnis für vertiefende Reflexionen für ein familiäres Dasein genug sein kann.



Ich treffe Festivalleiter Karl Regensburger nach der Vorstellung im Odeon und sage ihm anhand genau jenes Vergleichs: „Jedem Medium seinen Stoff.“
Worauf er meint, jene Schauspielerin habe auch in Akram Khans In-I fantastisch gemimt.
Ich staune und denke die ganze folgende Haupt-Vorstellung des ImPulsTanz-Eröffnungsabends Pret à Baiser von Olivier Dubois, der einen 35-Minuten-Nonstop-Zungenkuss mit Mohammed Kouadri-Sameut nach einer 15-minütigen Zeitlupen-Sitz-Annäherung hinlegt, darüber nach, bis mir einfällt, dass jene Khan-Schauspielerin viel mehr Juliette Binoche gewesen sein muss.
Das Dubois-Stück war übrigens auch nur ein origineller Versuch, eine Künstler-Liebe mit seiner Muse zu zeigen, worin der mächtige Dubois seinen kleinlaut aufmüpfigen Geliebten zur Musik von Igor Strawinskys Le Sacre du Printemps nicht aufkommen lassen will. Die Kräfte in diesem Münder-Dialog waren zu einseitig verteilt. Geschweige denn, dass es erotisch gewesen wäre. Nur Dubois´ dicklicher Körper und seine Vehemenz gleich einem schweren Vieh waren einmal mehr ein Blickfang jenseits der Gewohnheit. Ein unübersehbarer Tänzer-Charakter.


Das schönste an diesem Doppelabend ist die Heimfahrt mit dem Rad. Ich kann wieder mal nachts allein durch die Innenstadt Wiens fahren. Als Mutter eines kleinen Kindes kommt man eigentlich nie mehr dazu. e.o.





DAS URTEIL MITTELMÄSSIGER SACRE-AUFTAKT VON IMPULSTANZ MIT OLIVIER DUBOIS SOWIE VON 8:TENSION. DAFÜR IST DIE FESTIVAL-ATMOSPHÄRE VON ANFANG AN SPANNUNGSGELADEN.

PERFORMANCE Speaking of which * Konzept & Performer: Marta Navaridas & Alex Deutinger * Ort: Schauspielhaus * Zeit: 11.7.2013, 20h + 14.7.2013, 23h

PERFORMANCE Pret à baiser - Ready to kiss * Performance: Olivier Dubois, Mohamed Kouadri-Sameut * Ort: Odeon * Zeit: 11.7.2013, 21h30

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