Sunday, October 14, 2007

MUSIK: BRANDNEUE "DOBREK-BISTRO 2007" IN OASENLAUNE

Russe Aliosha Biz an der Violine, Pole Krzysztof Dobrek am Akkordeon, Österreicher Alexander Lackner am Bass und Brasilianer Luis Ribeiro an der Percussion sind auch bei Dobrek Bistro 2007 der Kern der Truppe ...

... trotzdem wartet das Quartett auf der CD (hier Cover) mit drei Gästen auf: Mamadou Diabate steuert afrikanische Klänge, Roland Neuwirth das Wiener Lied und Wolfgang Puschnig orientalischen Bambusflöten-Jazz bei. (Fotos: © Dobrek Bistro)


CD & ÖSTERREICHTOUR DER RASEND SCHNELLE, POLNISCHE ZIGEUNERSOUND FINDET IN DER NEUEN CD VON DOBREK BISTRO 2007 ZUR RUHE - ZUMINDEST PHASENWEISE: IN "AFRO- UND WIENER LIED -OASEN"

Was kann eine Musikformation aus dem Label dobrecords (www.dobrecords.com) - wohinter zu allererst der beim Fagott akademisch ausgebildete, nach Wien immigrierte Pole Krzysztof Dobrek (www.dobrek.com) steht, der sich in der Kärntnerstraße als Akkordeonist einige Jahre sein Leben als Straßenmusiker verdingte - noch für eine CD auf den Markt werfen, wenn sie mit Dobrek Bistro (2003 - Bistro Live) bereits das russisch-zigeunerische Element, mit Dobrek Brasil (2004 - Luz e Sombras) die lateinamerikanische Seele von Samba bis Milonga, mit Dobrek Biz Abado Neuwirth Correa (2005) den arabisch-wienerischen Spagat gewagt hat? - Ganz einfach: eine CD, die alles in feinster Virtuosität noch einmal mit einem Schuß "Westafrika" vereint, ohne die jeweiligen Stile zu verbreien oder auszureizen - denn das ist bei der CD Dobrek Brasil in auf Dauer monoton wirkenden Arrangements passiert (was bei den lebendigen "Brasil"-Konzerten hingegen überhaupt nicht der Fall war bzw. ist!).

Von der Reife einer Dobrek Bistro

Die brandneue CD - mit exquisit-originellem und witzigem Reisepass-Booklet - Dobrek Bistro - Paszport 2007, live zu hören bei der gerade startenden Intensiv-Tour durch ganz Österreich bis Dezember, knüpft mit identem Namen wohl an das Erstexemplar an, das an Dynamik, Leidenschaft, Schmiß, Schnelligkeit und Temperament von keiner Band solch hohen musikalischen Niveaus zu übertreffen ist. Diese Musik war vor vier Jahren so bahnbrechend, dass sie einen neuen Stil einführte, den man andernorts kopiert und nie erreicht wiederfand. - Eine echte Sensation! - Der russische Star-Geiger mit Wiener Wurzeln, Aliosha Biz, und Komponist-Akkordeonist, Krzysztof Dobrek, sind als Lead-Spieler - wie in allen CDs - wieder federführend am Pult, Luis Ribeiro bringt sein brasilianisches Erbe an der Percussion ein, nur Alexander Lackner (der noch dazu ein eigenartiges Instrument namens "Tar" spielt) hat mittlerweile den Bassisten Achim Tang ersetzt. Was da nun heraus gekommen ist, hat noch immer die "russisch-slawische" Seele. Sie ist aber weniger besessen: Sie kennt auch Stille, Wehmut. - Man wird nun mal älter, und erfahrener. Und das ist absolut positiv gemeint!

Vom auffangenden Akkordeon ...

Besonders die erste Nummer La Danza de las Gotas scheint aus dem Bistro-Geist zu kommen, wo eine klar erkennbare Leitmelodie von Biz und Dobrek im Wechsel wiederkehrt, während der jeweils andere in Steve-Reichscher Manier eine minimalistische Zwei-Achtelnoten-Rhythmik dazu spielt. Vom wehmütigen Schmerz der violinen Zigeunerweise über eine Passage Samba-Leichtigkeit erwacht das Lied von einem Tanz der Unterwelt zu jenem der Heiligkeit, da das Leitmotiv durch das Anheben in die höhere Octave beim finalen Glorienschein angekommen ist. Nachfolgendes Efmolja (was wohl Ef-Moll heißt) widersteht mit seinem rhythmischen Laisser-Faire irritierender und aufregender Weise dem melancholischen Wesensklang seiner Moll-Tonlage. Die weiche, gezogene Spielart des Leadteils wechselt abrupt und fordernd in gehackte Härte. Und plötzlich finden wir uns inmitten des totalen Stilbruchs, indem die südländische Romantik in die Orientalische aus "1000 und einer Nacht" gewandert ist: in jene des Alibaba-Jazz aus Frage und Antwort mit Rock-Schlagzeug am Ende. - Finge das Akkordeon diese widersprüchlichen, in sich geschlossenen Passagen nicht immer wieder auf, ginge diese Musik wohl in die Hosen. Und so? - So ist es einfach perfekt!

... zur zärtlich zitternden Geige

Es ist auch das Akkordeon, das mit der 55-sekündigen Nummer 3 als Zwischenspiel-Solo in den leicht und rhythmisch-schnell beschwingten bis aggressiv-unterbrochenen "Indianertanz"-Milonga-Walzer Nr. 4 Entre le Pont Francois et le Pont de La Paix führt und Luis Ribeiro mit seiner brasilianischen Stakkato-Stimme einen unglaublich theatralen irisch-mexikanischen Gesang á la Hollywood-Western beginnt. Arava eröffnet danach mit geheimnisvoll dumpfer Percussion, das Akkordeon klagt dazu tief und leise-zärtlich und führt zum "Gaststar" des Lieds über: zu Saxofonist Wolfgang Puschnig. Mit einer Bambusflöte scheint er den orientalisch-westlichen Schleiertanz einer verruchten, schwarzen Schönheit zu beschreiben. Sie muss so begehrenswert gewesen sein, dass alle Männer im Rückblick sehnsuchtsvoll von ihr schwärmen... Spielend träumen.

Ganz anders, aber immernoch gefühlvoll, klingt darauf hin das mit dem afrikanischen Xylophon "Balafon" von Mamadou Diabate grundbewegte Burkina Beisl, während Akkordeon und Geige eine Wiener-Lied-Leitmelodie wiederholend dazwischen schieben, bis sie zur stillen Hauptfigur der Komposition wird, wenn Stargast 2, Roland Neuwirth, mit seiner Kontragitarre einstimmt. Und er wird - nach dem lustig-lockeren balkanesken "Abschiedslied von der Tonlage Ef-Gis" Adé Efgisa - (hörbar schnaufend) noch einmal Leadingmusician sein: in der slawischen Wienerlied-Variation (bis nach Afrika) Slavienna (Nummern 8-11): seine Gitarre spielt, was man gewöhnlich von der Zither her kennt.

Da nun jeder mit seiner starken, unangepaßten Persönlichkeit repräsentiert, was er authentisch ist, freut man sich am Ende am versöhnlich Dobrek-Bistro-typischen Kolysanka dla córeczki, so als käme die CD an ihrem Heimatpunkt an, wo eine sanfte Sehnsucht weht, die als klassisch grundstrukturiertes Balkan-Volkslied in all seiner Güte bei spannend-zitternder, leiser Geige im Hintergrund ausklingt... Als hätte die Menschheit gerade den Wert des Lebens entdeckt. e.o.


DAS URTEIL DOBREK BISTRO IST ERWACHSEN GEWORDEN: MIT WIENER LIED, BALKAN, AFRO UND BRAZIL IN HUMOR- UND GEFÜHLVOLL-POLNISCHER DISZIPLIN MEHR ALS EINE HERBSTLAUNE!

CD Dobrek Bistro - Paszport 2007 * Von: Dobrecords * Vertrieb: EDEL MUSICA VERTRIEB GMBH (www.edel.at) * Mit: Krzysztof Dobrek, Aliosha Biz, Luis Ribeiro, Sascha Lackner, Roland Neuwirth, Mamadou Diabate, Wolfgang Puschnig * link: www.dobrek-bistro.com

KONZERT-TOUR Dobrek Bistro - Paszport 2007 * Mit: Krzysztof Dobrek, Aliosha Biz, Luis Ribeiro, Sascha Lackner, Roland Neuwirth, Mamadou Diabate, Wolfgang Puschnig * Ort & Zeit: WIEN: 15.10.RadioKulturhaus; NÖ: 16.10. Melk Wachaukeller Teufner, 24.10.: St. Pölten Cinema Paradiso, 9.11.: Kunstverein Horn; OÖ: 25.10. Kino Ebensee, 26.10. Steinbach Gasthaus Penkner, 3.11. Aschach an der Donau Tischlerei am Schopperplatz, 8.11. Stadttheater Grein, 10.11. Pfarrsaal Regau, 24.11. St. Florian Altes Kino, 30.11. Ried/Innkreis KIK, 15.12. Alter Schloßhof Wels; BGLD: 21.10. Schloß Kittsee; Sbg: 19.10. Schloß Goldegg, 27.10. Musikum Salzburg, 27.11. Hallein Ziegelstadl; STMK: 17.11. Schulzentrum St.Stefan ob Stainz KTN: 4.11. Amthof Feldkirchen; TRL: 18.10. Innsbruck Bierstindl, 20.10. St. Ulrich am Pillersee Kultur- und Sportzentrum, 28.10. 152 Musikprobelokal Brandberg, 20.11. Altes Kino Landeck; VLBG: 17.10. Spielboden Dornbirn, 21.11. Feldkirch Theater am Saumarkt, 22.11. Sonnenbergsaal Nüziders

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